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Kloster Chor Virap Armenien

Armenien

Von Tiflis aus starten wir mit einem runderneuerten Mobil nach Armenien, dem Land der Steine und Klöster. Wie lange wird er wohl diesmal durchhalten?

Grenzübertritt bei Sadakhlo, die georgische Autoversicherung wird bei Ausreise auf Gültigkeit geprüft. Die Einreise ist einfach, wir erledigen mangels entsprechender Vorbereitung zuverlässig den Grenz-Nepp. Will sagen, überteuerte Autoversicherung und SIM-Karte, die bereits nach 5 Tagen ihren Dienst quittiert. Hat mir dann immerhin ein paar Lacher und eine spaßige Unterhaltung in Eriwan im Viva-Shop beschert. Wer es besser machen will, sollte die Versicherung einfach über die Aswa-Seite online buchen und seine Netzgier auf den nächsten Ort, Alaverdi, vertagen.

Armenien ist das erste Land, welches das Christentum zur Staatsreligion erhoben hat (um 300 A.D.) Entsprechend umfangreich ist die Zahl der Klöster und Kirchen, die den Prozess unterstützt haben. Zum Einstieg gab es dann gleich zwei UNESCO-Welterben, Haghpat und Sanahin.

Außerdem hat Armenien eine Durchschnittshöhe von 1.800 m. Ensprechend karg ist die Landschaft im Norden, teilweise gewöhnungsbedürftig, vor allem im Herbst bzw. nahenden Winter. Über Hochebenen erreichen wir dann auch an unzähligen Autoskeletten am Straßenrand vorbei relativ zügig den nächsten UNESCO-Klosterkomplex Wagharschapat (bitte Foto betrachten, Eva ganz wichtig: es wurde ein Skorpion in die Fresken eingegipst) sowie weiter südlich in der fruchtbaren Aras-Ebene Chor Virap, malerisch vor dem großen und kleinen Ararat gelegen. Fun fact am Rande: das linke vordere Vorgelege fängt mal wieder an zu siffen...

Sichtbar ist überall nach wie vor und immer noch der russische Einfluss. Fortbewegungsmittel der Wahl im PKW-Bereich ist der Tausendsassa Lada, auch gerne als Verkaufsstand für Forellen, Tee, Honig, Kräuter, Schnaps und Heilmittel aller Art. Kleinbusse sind gerne UAZ und LKW Kamaz.

Wir passieren den fast ausgetrockneten Azati-Stausee, besichtigen in Garni den Mithras-Tempel (nach griechischem Vorbild) von Tiridates I. erbaut im 1. Jh. und begeistern uns in der Basaltschlucht von Awan an den überwältigenden Gesteinsformationen.

In der Sackgasse im Tal am Oberlauf des Azat liegt das Kloster Geghard, teilweise in Stein gehauen und eines der ersten Klöster Armeniens. Wie viele Bauwerke wurde es wechselseitig von Eroberern und/ oder Erdbeben zerstört und wieder aufgebaut.

Seit längerer Zeit sind wir nun unterwegs und haben uns darauf gefreut, auf einem der wenigen Camping-Plätze unterwegs, 3GS in der Nähe des Klosters, mal wieder andere Reisende zu treffen. Geschlossen :-( . Ab nach Eriwan...

Unter anderem bekannt durch Radio-Eriwan-Witze (Im Prinzip ja,...) aber auch so sehenswert und partiell leider überdurchschnittlich teuer, haben wir uns an der Stadt durchweg erfreut. Wir konnten defekte Dinge erneuern, Wäsche waschen (russische Frosch-Version leicht sexistisch, #ichbinempört), WM gucken, ins Museum gehen, einkaufen und haben sogar an Mother Armenia (Statue auf dem Hügel über der Stadt) mal andere Reisende getroffen, Ivan und Irina aus Kiew, er Spanier, sie Ukrainerin.

Außerdem konnte ich das siffende Vorgelege bearbeiten. Es stellt sich heraus, dass die Dichtung und der Verschleißring sehr verschmutzt waren und die daraufliegende Bremsscheibe falsch herum montiert war. Ob das die Ursache war weiß bestimmt ein Schlaumeier aus der Unimog-Community, ich nicht. Habe alles geputzt und wieder richtig rum montiert. Jetzt sifft nichts mehr und ich musste nicht die Ersatzteilreserven auflösen. Uff...

Stück für Stück freundeten wir uns mehr mit Armenien an. Bei Kälte dauert das eben. Am Sewan-See Schnee und tote Hose, kurz die Kreuzsteine auf dem Friedhof von Noratus besichtigt und dann bei Schneetreiben über den 2.410m hohen Vardenyats Pass (Վարդենյաց լեռնանցք) rüber.

Unterhalb der zugeschneiten Krawanserei nächtigen wir und werden am nächsten Morgen vom armenischen Ehepaar im Lada (sic!) lokalisiert und mit allerlei Selbstgemachten zu Westpreisen beglückt. Klebriges Armenien-Snickers zwischen den Zähnen erreichen wir schließlich das Noravank-Kloster in der Sackgasse des wunderschönen Anapat-Tals. Habe fast keine Augen für das Kloster, wo doch abends Spanien im Gruppenspiel der WM wartet. Netz gut, Platz gut, Spiel ok, aber das Drama deutet sich an.

Am Anfang des Tals liegt die Fundstätte Areni-1. Dort wurde der älteste Lederschlappen der Welt gefunden, aus der Bronzezeit, ca. 3.500 B.C.. Wo wir bei den Superlativen sind, auch die älteste Weinpresse (3.000 B.C.) und der älteste Frauenrock aus Stroh (3.900 B.C.), gefunden da in dieser Höhle. Übrigens: längste Zigarre der Welt = Mahlberg (Ortenau), und wieder mal nur zweitgrößtes Barockschloss Europas und zweitgrößter Binnenhafen Deutschlands, wo? Na Monnem. Immer ääns hinne dro. Das musste mal gesagt werden...

So, jetzt nach Tatev, letztes Kloster, endlich. Bin doch mindestens Agnostiker. Viel bergauf, bergab, und dann stehen wir vor den Wings of Tatev, der Seilbahn, die - der nächste Superlativ - längste freihängende der Welt und mithin des Universums, die uns jedenfalls über die Schlucht zum Kloster transportieren soll. Geschlossen! Time to leave the country. Unprätentiös röhren wir dann eben die Serpentinen runter und nach der Teufelsbrücke umrahmt von iranischen LKW im dichten Nebel wieder hoch. Versehentlich fahren wir am Kloster vorbei, der Nebel so dicht, korrigieren diesen Lapsus und zünden die letzten 5 Kerzen für uns, die Familie, den Weltfrieden, alle Tiere und ein 8:0 gegen Costa Rica an.

Richtung Meghri an der iranischen Grenze lagern wir, zwei Wachmänner füllen mich aus vorausschauendem Mitleid mit Wodka ab und wir sehen das mut- und kraftlose (wo sind die 'Tugenden'??) Gekrampfe von Doha an. Eigentlich gut, im Iran gibt's eh kein Netz.

Leicht aufgeregt fahren wir zur Grenze, das übliche Chaos und Gerenne, aber vor lauter Chaos vergessen die Iraner, unsere Karre zu kontrollieren. Das werten wir als gutes Omen...