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Unimog auf Schotterstrasse zur Burg

Bosnien-Herzegowina

Endlich Bosnien-Herzegowina. Von Knin geht es zum kroatisch-bosnischen Grenzübergang bei Strmica. Wir sind gespannt, was uns erwartet.

Die Grenze liegt am Ende einer Serpentinenstraße. Viel los ist nicht, ein Sattelzug, das war's. Der Umgangston auf kroatischer Seite ist etwas ruppig, legt sich aber schnell und endet mit Erinnerungsfotos des Grenzers mit uns im Arm vor dem Unimog. Ein Stück weiter auf bosnischer Seite werden wir auf deutsch begrüßt, der Zöllner floh im Krieg 1993 nach Reutlingen, die Tochter studiert in Heidelberg. Mannheim kennt er. Ausgelassene Stimmung, den Stempel im Pass vergessen sie vor lauter und wir rollen den Berg hinunter in den ersten Ort. Wir hatten die Info, dass man sich bei einem Aufenthalt länger als 3 Tage bei der Polizei melden muss. Maßgeblich ist der Stempel der Einreise. Schätzungsweise können wir jetzt ewig bleiben...

Meine Recherche hat ergeben, dass Bosnien mit seiner Währung 1:1 an die D-Mark gekoppelt war. Bosnische Mark und Feninga (Pfennig). Irgendwie spaßig. Jetzt ist die Kopplung an den Euro, Umrechnungskurs 1,95583 Bosnische Mark = 1 Euro. Diese Info für die Leute, die gerne in D-Mark umrechnen um darzustellen, wie teuer alles geworden ist. Ich empfehle da einen Bosnien-Trip. Da kann man sich weidlich ausleben.

Im ersten Ort ziehe ich erstmal Geld, habe so die Vermutung, dass Bares hier nicht verkehrt ist. Bekomme zwei Hunderter, die kann halt keiner wechseln. Und ausgeroamt ist auch. Unser Mobilfunkbetreiber bietet uns 500 MB Download für € 14,90. Das ist doch was. Jeder einmal Mails checken. So what, dann sind wir eben offline.

Auf den ersten Blick stellen wir fest, dass die Auswirkungen des Krieges immer noch spürbar sind. Wir fragen uns, wie wohl die Polzei drauf ist, wenn wir irgendwo stehen. Besser erst mal nicht ganz so auffällig. Mit dem Unimog kein Problem. Wir wollen zum Una-Nationalpark, nehmen Kurs Richtung Norden, es wird stockdunkel aber wir sehen einen Zeltplatz bei Martin Brod an der Una im Navi. Wir finden die enge, steile Abfahrt und rumpeln runter auf's Gras. War kein Teer, guter Offroad-Einstieg ;-) .

Im Ort schauen wir uns die ersten Wasserfälle an. Überraschenderweise sitzt in einem Verschlag ein Kassierer. Der kapituliert vor meinem 100-Mark-Schein und nimmt lieber 5 Euro. Überall begleiten uns Hunde, zeigen uns den Weg. Natur pur, nur das Rauschen des Wassers, keine Menschenseele. Schön.

Jetzt sieht man sehr viele Moscheen, die Menschen sind etwas entsetzt, wenn sie unser Ex-Militärmonster sehen, aber lachen und winken und reden reicht meistens zur Besänftigung. Zur Feier des Tages darf der Unimog über Stock und Stein auf eine Festung hochfahren und anschliessend im Una-Nationalpark einige Kilometer durch den Wald rumpeln.

Die Kälte hemmt unseren Drang zum Wandern, wir verbringen eine schöne Zeit in der Natur. Der Solarladeregeler fängt nervig zu piepen an. Er lädt nur noch sporadisch. Der war schon mal kaputt und ich habe ihn getauscht.

Nächstes Ziel Jajce, grobe Richtung Sarajevo. Es geht ständig bergauf und bergab, wir nehmen jede Polizeikontrolle mit, sehen tolle Landschaften, überall Wasser in Hülle und Fülle, intensive Holzwirtschaft, leider sehr viel weggeworfener Müll, auch die Verwerfungen zwischen den Regionen und überall die Auswirkungen des Krieges. Liebstes Fortbewegungsmittel ist der Golf II. Auf jeden habe ich Eva hingewiesen, war sie genervt...

Dann steuern wir Sarajevo an. Ich singe Eva den Ruf der olympischen Spile 1984 vor (Link zu youtube, neues Fenster: Vucko), wir pressen den Unimog in keine Parklücke vor einem Hostel und gehen in der Altstadt abends essen.

Der große Regen fängt an, überall Schirmverkäufer, ich schlage zu, zur Lateinerbrücke, wo das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand verübt wurde und das Unglück seinen Lauf nahm, Moscheen, Kirchen, Altstadt, das Parlament, wetterbedingt so unwirtlich, dass wir am frühen Nachmittag in Richtung Mostar aufbrechen.

Wir schauen Mostar an, auch bekannt aus dem Krieg durch die zerstörte und danach wiederaufgebaute historische Brücke, Spannungen zwischen den Ethnien und Religionen. Die Altstadt ist schön restauriert, wenige einheimische Wochenendbesucher in den Straßen. Wir verbringen ein paar Stunden dort und machen uns auf den Weg zurück nach Kroatien.

Fazit: Bosnien-Herzegowina ist auf jeden Fall eine Reise wert, wer Natur mag, zum Wandern, Biken, Raften, viel Geschichte, auch wild und unberührt. Und man kann dort gut offroaden, im Winter wegen des Schnees und Matsch suboptimal. Wahrscheinlich ist es auch ein Pulverfass...