Nach langer Zeit das erste Feedback aus Australien. In der Hatz durch dieses riesige Land kommen die redaktionellen Beiträge leider zu kurz. Am 24.01.2025 sind wir in Brisbane gelandet. Die Botschaft der Verschiffungs-Firma war, dass wir so schnell wie möglich in Brisbane sein sollten, da die Überfahrt nur drei Tage dauern würde. Also Hotel für eine Woche gebucht und erstmal Sightseeing in der Hauptstadt von Queensland gemacht. Ich hatte vor über zwanzig Jahren ein Jobangebot hier, mich aber leider nicht wirklich getraut, es anzunehmen. Deshalb war die Vorfreude groß.
Die Stadt, von den Bewohnern Brizzie genannt, liegt um den sich Richtung Meer schlängelnden Brisbane River herum und hat dadurch viele interessante Gesichter. Obligatorisch der Besuch am Brisbane-Schriftzug, daneben das Riesenrad und drumherum einige schöne Museen. Das Hotel liegt in Fortitude Valley, einem Stadtteil mit ein paar Straßen Nightlife. Von dort laufen wir uns die Füße wund und besorgen uns bald den Pass für den öffentlichen Nahverkehr. Damit kann man Boot, Busse und mit Bahnen fahren. Im Zentrum gibt es einen großzügigen Botanischen Garten, der allerlei bisher unbekannte Tiere beherbergt. Vögel, Reptilien und abends Flughunde und Possums. Eva hat alle Schauergeschichten bzgl. der giftigen Tiere des Kontinents aufgesogen und ist anfangs entsprechend vorsichtig.
Zur Einstimmung besuchen wir das Lone Pine Koala Sanctuary. Da sind außer Koalas, abgesehen von Schlangen und Spinnen, so ziemlich alle tierischen Bewohner des Kontinents vertreten. Die Koalas leiden unter verschiedenen Krankheiten, einerseits Chlamydien und insbesondere dem Koala Retro-Virus. Dadurch ist ihre Fortpflanzung gefährdet und ihre Verbreitung inzwischen stärker eingeschränkt. Hier werden sie aufgepäppelt und verbringen ihr Leben in einer Art Zoo. Für satte 35 AUD darf man ihnen einmal über den Rücken streichen. Wie nach jedem Besuch solcher Einrichtungen fühlen wir uns sehr bedrückt. Irgendwie ist Streichelzoo etwas entfernt von der Idee einer Aufzucht- und Pflegestation.
Wir beruhigen uns mit einem Gewaltmarsch durch die nächtliche Stadt und warten weiter auf die Ankunft des Schiffes. Das kreist vor Brisbane und auf Nachfrage bekommen wir die Information, dass es zwar da sei, auf Reede, aber vor dem 15.02. nicht anlegen wird, da zu diesem Zeitpunkt erst ein Hafenplatz zum Anlegen zugewiesen wurde. Diese Branche macht einen fertig. Es gibt einfach nichts, auf was man sich verlassen kann und jede Information muss hart erarbeitet werden. Sicherheitshalber buchen wir für zwei Wochen ein Appartement.
Die traurigste Nachricht überlagert alles. Unser geliebter Butch, den wir vor einem Jahr noch vor dem fast sicheren Tod bewahren konnten, ist im Alter von 17 Jahren gestorben. Er war bei Evas Eltern in guten und treuevollen Händen, aber leider sehr krank und blind geworden. Die Trauer war groß und das Herumsitzen und Warten in dem Kontext nervenzehrend.
Eva hat sich auf den Weg nach Tasmanien gemacht, weil das seit ihrer Kindheit ein Traum von ihr ist, und ich wurde von ihr in eine Jugendherberge eingebucht, in der junge Franzosen ihre Work-and-Travel-Zeit als E-Bike-Kuriere für Food Panda verbrachten. Sinn der Sache: falls etwas ist mit der Karre, sollte einer vor Ort sein. Täglich lief ich an der Why Not Street vorbei und verbrachte die Zeit mit nutzlosem Abhängen.
Vor Evas Rückkehr dann das erste Lebenszeichen. Der Unimog ist angelandet, wurde nach erster Inspektion durch den Zoll auf einem LKW in ein Quarantäne-Zone zur weiteren Untersuchung gebracht. 450 AUD wurden fällig für das Abstempeln vom Carnet. Bei der Zeremonie wäre ich gerne anwesend gewesen und sicher entäuscht von der Profanität der Aktion. In keinem Land bisher wurde dafür eine Gebühr erhoben.
Allerdings seien die Batterien kaputt, es musste Starthilfe gegeben werden für 380 AUD, und in der Quarantäne-Zone erneut, für 250 AUD. Fein, denke ich mir, NATO-Blöcke, gemacht für die Ewigkeit und Krieg, die Dinger haben nie gemuckt, 7 Jahre lang, selbst in Zabljak in Montenegro bei -15°C nicht, und auf der Fahrt im Schiff werden sie ja abgeklemmt. Aber sie haben sie klein gekriegt. Chapeau. Ich bin da hin gefahren und klar waren die Lichtschalter an, deshalb die Batterien leer und tiefenentladen.
In Neuseeland ist ja eine Felge ruiniert worden und ich hatte da schon recherchiert, wo es einen Unimog-Händler hier gibt, UNIDAN, der ggf. eine haben könnte. Auf seiner Webseite stehen lauter geleckte Kisten mit Hutchinson-Felgen und das Kalkül war, dass im Hinterhof sicher noch die alten Südrad 6-Loch-Felgen vor sich hinrosten. So war's dann auch. Feinste Ware steht da rum, Kuhfänger und Lichtelemente erster Güte.
Da sind wir jedenfalls hin, haben neue Batterien gekauft, mit Uber zur Zone gefahren, durften sie aber nicht installieren, weil ich FlipFlops anhatte statt Stahlkappen. Langsam gehen sie mir doch auf den Sack, die Australier, aber für Uffregen wird man ja nicht bezahlt, sagt der Kurpfälzer. Der Quarantäne-Mensch, den wir nie zu Gesicht bekommen haben, hat dann noch ein Löchlein in dem Dachgestell entdeckt, das zwingend gespült werden müsse. Das hat dann nochmal 500 AUD gekostet zu den eh schon unverschämten 2.800 AUD für den Zoll und den ganzen Mist und als wir unsere Sachen achtlos auf einen Haufen geworfen erst in der Halle und dann im Unimog gesehen habe, und die kaputten Batterien, wurde ich doch mal emotional, wo sich doch der Spülvorgang eher symbolisch gestaltet hat.
Das war eine Riesenscheiße und das ist noch das netteste Wort, das mir für die ganze Geschichte einfällt und imaginär habe ich mich zigmal verflucht dafür, überhaupt die Karre damals in Thailand auf ein Schiff gestellt und diesen Klabautermännern überlassen zu haben. Aber wir haben Sicherheitswesten an und dürfen die Karre eben noch abfahrbereit machen, ohne zu kontrollieren, ob was fehlt, verlassen das Gelände und fahren zum UNIDAN, der hat ja die Felge, und da das Bremslicht, Blinker und Licht seit der Überfahrt auch nicht mehr gehen, ist das dann auch die beste Adresse.
Irgendwie bezeichnend rückt der Zyklon Alfred auf Brisbane zu, man befürchtet Schlimmstes, der UNIDAN wird gerade so fertig mit allem, (nochmal 5.000 AUD), aber immerhin geht der ganze Mist wieder und eine Felge haben wir auch in Nato-Grün, die Regale sind leer in den Supermärkten wie bei Corona, Klopapier, Eier (Vogelgrippe kommt noch dazu) und Wasser vor allen Dingen, und die ganzen Regeln, die zu beachten sind mit dem Unimog und der Anmeldung und Versicherung sind Makulatur, weil die Karre nur registriert würde, wenn sie importiert wird, aber wir haben doch das Carnet de Passage, aber das ist am Ende auch völlig egal, wie wir auf der Registrierungstelle erfahren haben, da sich die Katze in den Schwanz beißt. Das liebe ich doch sehr, nicht zu Ende gedachte Bürokratie, die aber dann im Überfluss. Das gilt aber nur für Queensland und in New South Wales, Victoria, South Australia, Northern Territory und West Australia ist es jeweils anders und muss vor Ort eruiert werden. Fuckin' hell.
Bevor Alfred auf's Land trifft sind wir weg und stellen dann an unserem ersten Halt fest, was alles fehlt, nämlich alles von Wert, zwei Iphones, ein MacBook, eine Kamera und Foto-Objektive, Elektro-Rasierer und Subwoofer, undsoweiter, und klar war es niemand und alle waschen ihre Hände in Unschuld als Dienstleister auf der sichersten RoRo-Strecke der Welt zwischen NZ und AUS. Man fragt sich, wie das geht, ist die Karre hinten doch abgeschlossen, keine Einbruchspuren, und alles war relativ gut verborgen im Inneren. Hätte es dem werten Officer einen Zacken aus der Krone gebrochen, wenn der Eigentümer des Wohnmobils bei der Import-Kontrolle anwesend gewesen wäre? Man hätte keine Netze aus Bequemlichkeit mit dem Messer auftrennen müssen und gewusst, wo der Diebstahl stattgefunden hat. Aber es war ja immerhin EIN Wohnmobil zu prüfen, das wäre dann doch zu viel Stress gewesen. Jetzt liegt das Ganze bei der Versicherung. Dazu sei sie doch da, wird gesagt, aber sind wir denn in einer rechtsfreien Zone, wo jeder nimmt, was er will? Und das Allerschlimmste ist, wir müssen von hier ja noch weg mit dem Schiff. Bin gespannt, was wir noch nicht mehr entdecken und ob sich dieser Nebel wieder verzieht. Jedenfalls gehe ich jetzt den jeweils anwesenden Menschen jeden Abend mit meinem Bullroarer auf den Sack. Das ist die späte Rache. Good vibes sage ich da nur. Same rules apply.