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Verkleidet in Napier

East Cape

Entlang der Bay of Plenty in Richtung Osten nehmen Verkehr und Besiedelung langsam ab. Schilder am Straßenrand markieren die Grenzen des Landes einzelner Māori-Stämme. Wollen doch mal sehen, ob wir den Drehort von 'Two cars, one night' finden. Angeblich ist es das Haus auf dem dritten Bild, oder dem vierten, so genau konnte uns das niemand sagen. Aber der Kiosk, der wird von einem Cousin von Taika Waititi, dem Regisseur, betrieben. Ganz bestimmt.

Ein paar nette Unterhaltungen später setzen wir unseren Weg zum East Cape fort. Übernachtet wird ganz im Stil der 70er in der Hicks Bay Lodge. Seitdem hat der auch nichts mehr gemacht in seinen Gemächern, außer den Preis scharf angehoben. Aber es wird auch Diner serviert, ein Grund zu bleiben. Außerdem gab's Kino, es war Freitag, und die wenigen Einwohner der Gegend sammelten sich in der Tränke. Dann wurde es lustig...

Wo wir natürlich gepatzt haben, war der erste Sonnenaufgang der Welt, die Datumsgrenze liegt nicht weit von hier entfernt im Pazifik. Hätten um 6:39 Uhr ca. 40 km entfernt am Eastcape sein müssen, Gravel Road, und der Zugang zum Leuchtturm ist gesperrt. Private Property 😵‍💫. Am Ende dann Gründe genug, sich mit der Sonne um 09:00 Uhr zufrieden geben zu können.

Im Verhältnis zu anderen Gegenden leben hier relativ viele Māori. Das sieht man an den Häusern, öfters weniger Zäunen und Männern auf Pferden am Strand. Windig und wild, und an einigen Stellen wird dokumentiert, wo James Cook bei seiner Inselumrundung halt gemacht hat. Häufig endete das wohl blutig. Leider waren dann auch einige Wege gesperrt, lambing (Lamm-Geburten) die Ursache zu dieser Jahreszeit.

Bald erreichen wir Gisborne. Hier ist James Cook wohl in Neuseeland angelandet, und zu Ehren des Käptns gab es ein Denkmal. Aber auch Young Nick, sein Schiffsjunge, hat eines bekommen, weil er als erster das Land erspäht hat. Damit ist auch fast alles gesagt zu Gisborne. Auch hier ist ein Seehafen, in dem Unmengen von Schnittholz verladen werden, ein Park mit den Denkmälern und die Häuser typisch Wildwest mit überdachten Gehwegen, es könnte ja regnen. Beim Inder gab es dann ein Dessert, welches viel besser geschmeckt hat, als es aussah.

Etwas südlicher und besser erreichbar vom Rest des Landes liegt an der schönen Hawke's Bay Napier. Die Stadt wurde am 3. Februar 1931 durch ein schweres Erdbeben völlig zerstört. Land hob sich und die Bucht und der Hafen lagen danach mehr oder weniger trocken. Die Stadt wurde im Art-déco-Stil wieder aufgebaut. Das war günstiger, weil man vorgefertigte Betonelemente verwendet hat. Die Farben sind pastell, weil man sie angeblich verdünnen musste. Es war Wirtschaftskrise und Material knapp. Pragmatisch, typisch Kiwi style 👍🏽

Natürlich ändert sich das ab zweiter, dritter Reihe, aber der Ort hat auf jeden Fall seinen speziellen Charme. Im Februar findet alljährlich das Art déco Weekend statt. Im Vorgriff auf das Fest haben uns ein paar ältere Damen mit entsprechender Kluft ausgestattet und zum Fototermin gebeten. Das Waldhof-Shirt habe ich aber angelassen.

Bekannt und empfehlenswert sind auch die Weine der Region (Hawke's Bay). Hier kann man mal entspannen, wofür viele Motels hier auch mit ihrem Zimmer-Whirlpools sorgen.

Wir nehmen den Thermal Explorer Highway Richtung Taupo und verlassen die Region East Cape. Etwas abgelegen und sicherlich nicht von jedem Touristen besucht, hat sie dadurch und durch ihre Wildheit ihren Reiz. Liest man z.B. Schilderungen vom Eisenbahnbau Ende des 19. Jh. in der Region, kann man sich ein gutes Bild von dem harten und entbehrungsreichen Leben in den Anfängen der europäischen Besiedelung machen. Man kann auch Kolonialisierung sagen.

In Auckland feierten wir Evas 50. Geburtstag. Angesichts der Tatsache, dass Eva seit Kambodscha im November 2023 doppelt sieht und die Beschwerden wieder zugenommen haben, leider nicht nur ein Tag der Freude. Ein weiterer Untersuchungstermin im Eye Institut steht an. Zum Trost gibt es Selbstgebackenes, Kerzen und Konfetti. Herzlichen Glückwunsch, liebe Eva 🥳