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Speisekarte einer Suppenküche in Chiang Mai

Geputzt wird später

Ende Februar bin ich wieder nach Thailand zurück gefahren. Eva war noch rekonvaleszent und ich wollte den Unimog für unsere Weiterreise nach Australien oder Neuseeland vorbereiten.

Da ich vier Stoßdämpfer im Gepäck hatte, blieb ein ziemlicher Haufen an Ersatzteilen liegen, die Freund Bernhard in Thailand vorbei brachte, was mich äußerst gefreut hat. Er konnte Resturlaub abbauen und hoffentlich eine schöne Zeit verbringen. Ich hatte schon Bekanntschaft mit der üblen Hitze und Luftfeuchtigkeit während meiner ersten Reparaturen gemacht (dazu später mehr). Trotzdem entschieden wir uns gegen das Meer und für einen Abstecher in den Norden Thailands. Ist ja der Klassiker, Nachtzug nach Chinag Mai, und dort macht jeder, was er so toll findet. Wir stärkten uns mit landstypischen Getränken und Speisen und besichtigten zum x-ten Mal die Tempellandschaft von Bangkok, die ich nicht weiter dokumentieren möchte.

Im Zug gab es leider keine Schlafkojen mehr, die Aircon-Waggons waren auch ausgebucht. Und so saßen wir bei brütender Hitze zwei Nepalesen gegenüber, haben uns nett unterhalten, aber 13 Stunden schafft das auch niemand wirklich. Zum Glück leerte sich der Zug und man konnte auf andere Sitzbänke ausweichen, eine Tortur blieb es trotzdem.

Kein Grund allerdings, sich hängen zu lassen. Da wir beide in der Vergangenheit schon mal in Chiang Mai waren, konnte man sich auf das Wesentliche konzentrieren. Also alle Tempel nochmal von vorn und hoch auf den Doi Suthep. Vor zwanzig Jahren bin ich da mit dem Fahrrad hoch, wir sind nach ausgiebiger Besichtigung wenigstens zu Fuß wieder runter. Dabei ging mein Wanderschuhwerk (Flipflops) zu Bruch. Tat aber der Freude keinen Abbruch, wartete doch im Tal die ortsübliche Nudelsuppe zur Stärkung.

Um farbenfrohe Bilder für die Ewigkeit zu schaffen, standen auch diverse Märkte auf dem Zettel. Wir ließen uns treiben, wunderten uns über die Schildkrötchen und Fischlein in den Eimern, ohne wissen zu wollen, wofür die gebraucht werden. Die Farben und die Stimmung auf den Märkten heben die Laune, besonders Bernhard hat die frittierte Motivware begeistert. Nach dem Blumenmarkt und der Bewunderung thailändischer Starkstromelektriker mit Bambusleiter war dann aber Schluss mit lustig. Nudelsuppen und Chang-Bier zur Stärkung waren nötig.

Drei Stunden entfernt von Chiang Mai liegt Chiang Rai. Mit weißem Obst machten wir uns auf die Reise, mussten dann vor Ort aber am Streetfood-Wurststand noch einmal nachfassen. Wir lieferten uns einen Wettbewerb in 'Blumen ablichten' und besichtigten nachts so einen Brunnen mit Lasershow und Musik. Bissi kitschig, mein erster Eindruck. Auf dem Nightmarket gab es üppig Langusten, Hummer, Fisch und Schalentiere. Spontan fiel mir mein Doc Röhrich aus Mannheim ein, der mir eine Fischvergiftung mit dem Hinweis diagnostizierte, Mannheim läge nicht am Meer. Diesem weisen Rat folgend wählten wir zunächst Reisnudelsuppe. Die Freude an hüpfenden, lebenden Garnelen, die man gerne zu xy verspeist (Bild mit Fischnetz in grün), werde ich in diesem Leben nicht mehr teilen.

Heiß auf mehr Kitsch schwingen wir uns in ein Songthaew-Tuktuk-Dings und steuern den ersten von Chalermchai Kositpipat, einem einheimischen Künstler, renovierten Tempel an. The White Temple. Bernhard konnte, was Detailfotografie betrifft, eine unwirkliche Beharrlichkeit an den Tag legen. Nachdem wir auch den Blue Tempel exzessiv besichtigt haben, konnte ich mich wieder mit meinen Primärbedürfnissen durchsetzen.

Abends erlagen wir dem Werben der Marktfrauen für Meeresfrüchte und freuten uns schon auf die Fahrt im Daimler-Bus im 70er-Jahre-Style zum Goldenen Dreieck.

Etwas enttäuschend war der Besuch am Dreiländer-Eck Thailand, Myanmar und Laos. Auf laotischer Seite chinesische Hotels und Spielcasinos, auf burmesischer Urwald und auf thailändischer die übliche Mischung aus Souvenirläden und Suppenküchen garniert mit farbenfrohen Gebäuden. Ein wenig getrübt wurde unser Besuch dadurch, dass, entgegen der Ankündigung, der letzte Bus zurück drei Stunden früher fuhr. Sei's drum.

Damit endete unser Abstecher nach Chiang Rai auch schon und eine Nudelsuppe später nahmen wir wieder Kurs auf Chiang Mai. Hier hatten wir noch einen schönen Abend mit nordthailändischer Nudelsuppe de luxe, um dann unseren nächsten Stop auf halben Weg nach Bangkok in Angriff zu nehmen: Phitsanulok. Fortbewegungsmittel diesmal der Regionalzug und spannende Fritz-Lang-Tuktuks.

Ungefähr 100 km östlich von Phitsanulok liegt der Wat Prathat Phasornkaew in den Bergen. Wir mieten ein Auto, da die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel leider den zur Verfügung stehenden Zeitrahmen gesprengt hätte.

Eine interessante Ansammlung verschiedener Tempel und Gebetshäuser wird überragt von den Fünf Buddhas in strahlendem Weiß. Fun fact: die Lampen stammen von dem einen Handwerker in den türkischen Bergen oder war es Albanien, Griechenland, hab's vergessen. Wahrscheinlich aber in Wirklichkeit doch von der legendären Handwerksstraße in Indonesien, die die ganze Welt mit landestypischer Kunst versorgt...

Toll war es, viel Fauna haben wir inspiziert, bei der ortsüblichen Spezialität 'gegrillter Schweinskopf' haben wir dann aber 'nein' gesagt und sind, der Herr muss ja nach Hause, zügig Richtung Ayutthaya aufgebrochen.

Mit drei Sternen auf den Schultern und feister Wampe ist man der Hauptmann von Köpenick vom Bahnhof, nur in echt, so zumindest die Beobachtung. Da darf man zwei Flaggen tragen, rot und grün, und den Zug starten und stoppen. Das ist wahre Macht.

Außenrum ist es eher klassich organisiert. Verwendung antiker Trageeinrichtungen und der ICE nach Bangkok kann nur eher beschwerlich bestiegen werden. Obwohl: erinnert mich an meine Zugevakuierung in Biblis 2017. Meine ich alles nicht böse, aber in alberner Stimmung kommt man eben auch auf entsprechend dumme Gedanken.

Ayutthaya ist für uns sowas wie der Home Turf. Da kennen wir viele Ecken und haben große Freude, zum x-ten Mal einen Tempel oder Buddha aus ganz anderem Winkel zu fotografieren. Das hat riesig Spaß gemacht.

Und dann ist der Besuch aus der Heimat auch schon wieder zu Ende. Noch den 65er-Bus in Bangkok zum Guest House, nochmal gucken, ob die Khao San Road wirklich nicht mehr die gleiche ist, wie vor 20 Jahren.

Und dann geht jeder wieder zurück in sein selbst gewähltes Schicksal. Bernhard arbeiten in Deutschland, ich Unimog putzen in Thailand.