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Unimog vor Ballons

Kappadokien

Über Konya und Aksaray fuhren wir auf schnurgeraden Straßen durch endlose Weiten, rechts und links Weizen- und Sonnenblumenfelder. Trotz Hochebene auf 1200m lagen die Temperaturen über 30°C. Im Gegensatz zur Küste gefühlt angenehmer.

Wir erreichten Selime im Ihlara-Tal, dem Flusstal des Melendiz Cayi. Hier wurden in den ersten Jahrhunderten AD von den ersten Christen ein Klosterkomplex sowie Wohngebäude in den Tuffstein gegraben. Die Zugänge waren teilweise versteckt, und in den Wohnräumen gab es Auf- und Abgänge in benachbarte Höhlen. Im Gestein wurde eine mehrschiffige Kirche mit Säulen aus dem Stein gehauen und die Decken mit Fresken bemalt, von denen allerdings nicht mehr viel zu sehen ist.

Gegen Abend bemühten wir erstmals seit 7 Monaten iOverlander für die Suche nach einem Schlafplatz. Wir wurden auf einem Plateau über dem Tal mit schönem Ausblick fündig und stellten fest, dass nicht nur wir die App verwendet hatten. Außer uns standen da ein Pärchen aus Neu-Ulm mit Kind (Elternzeit, sieht man häufiger), Anja und Mathias aus Niederbayern (Sabbatical) und Cajus, ein Student aus Stuttgart (auf dem Fahrrad von Tiflis nach wusste er auch noch nicht genau). Da braucht man dann auch nicht tausende Kilometer durch die Gegend zu fahren... Hatten dann trotzdem alle unseren Spass.

Die um die Neu-Ulmer dezimierte Gruppe machte dann am nächsten Tag eine Wanderung durch's Ihlara-Tal. Da gab es noch mehr Höhlen, noch mehr Zufluchten im Fels und im Ort Belisirma weitere freskengeschmückte Felskirchen mit umfangreichen Restaurationsbetrieben im und über dem Fluss außenrum. Hatte den Eindruck, jeder war froh, seinem Sendungsbewußtsein gegenüber Dritten freien Lauf lassen zu können und so entspann sich ein fröhlicher Grillabend über dem friedlichen Ihlara-Tal.

Die Wege trennten sich wieder, wir verabschiedeten uns von Cajus mit seinem Fahrrad, Anja und Mathias und schauten uns die von Wind und Erosion unterschiedlich geformten Steintürme an, die wie beabsichtigt zahlreich in Gruppen im Ihlara-Tal zu sehen sind.

Nach einem kleinen Offroad-Intermezzo passierten wir einen Kratersee und kamen nach Derinkuyu und Kaymakli, bemerkenswerte unterirdische Städte in Kappadokien. Sie dienten als Schutzräume für die Bevölkerung Kappadokiens, wurden bei Gefahr aufgesucht und mit Mühlsteinen verperrt. Heute kann man sie besichtigen, sollte allerdings nicht zu sehr unter Klaustrophobie leiden. Es sind schon viele Besucher, die Gänge werden immer enger, niedriger und dunkler, führen auf mehreren Ebenen nach unten, es kommen einem Leute entgegen , Gedrängel, und die Luft wird schlechter. Angeblich sollen sich in der Vergangenheit einige tausend Menschen dort temporär versteckt haben. Wenig Durchlüftung, Gestank, Lärm, ich will's mir gar nicht im Detail vorstellen...


Über Uchisar mit dem höchsten Punkt der Gegend (natürlich auch ausgehöhlt) kommen wir nach Göreme, dem letzten Hotspot in Kappadokien.

Die Gesteinsformationen sind hier noch ausgeprägter, die Täler wellenförmig ausgewaschen. Auch hier gibt es aus den ersten Jahrhunderten AD viele verschiedene Kirchen und Kapellen, u.a. von Maltesern erbaut (Kreuzritter), die im Freilichtmuseum kompakt zu besichtigen sind.

Highlight sind die überall angebotenen Ballonfahrten im Morgengrauen über die zerfurchte Landschaft. Bis zu hundert Ballons fliegen dann gleichzeitig von verschiedenen Orten los und bieten ein einzigartiges Spektakel. Dreimal hintereinander sind wir um 04:30 Uhr aufgestanden, um Fotos zu machen. Eva hat wohl mehrere hundert produziert. Als wir einen neuen Schlafplatz auf der Hochebene gesucht haben, trafen wir zufällig Anja und Mathias wieder.

Einmal noch standen wir dann zu viert in aller Herrgottsfrühe jeder auf seinem Felsen und fotografierten, was das Zeug hielt. Megabytes digitaler Datenmüll, garniert von ein paar Highlights...

Am Abend zuvor hatten Eva und ich entschieden, dass nach 1,5 maliger Absage unseres Iran-Visums wir zurück nach Griechenland fahren und von Lavrio nach Haifa verschiffen. Wir wollen über Israel, Jordanien, Saudi-Arabien und Oman in die Arabischen Emirate. Dort versuchen wir einen neuen Anlauf über ein iranisches Reisebüro in Isfahan. Das soll 100% klappen. Wenn ja, wollen wir durch den Iran und Durchquerung von Pakisten Anfang 2023 in Indien sein.

Wir verabschieden uns von Anja und Mathias, die über Georgien und Armenien in den Iran wollen. Wahrscheinlich treffen wir uns da wieder...