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Einsamer Reiter vor dem Khan Tengri

Kirgistan Nordost

Ein wenig Schlange stehen an der Grenze, lockerer Talk mit den Zöllnern auf beiden Seiten und überschaubare Bürokratie, und schon sind wir in Kirgistan. Die SIM-Karte gab's nebenbei beim Zöllner, der die Einreise stempelt.

Ziel ist Karakol, der Hauptort am Yssykköl-See im Osten. Dort wollen wir zum letzten Mal auf unserer Reise die drei von Amhema treffen. Manu, Hendrik und Amaru haben sich schweren Herzens leider gegen die Durchquerung Chinas entschieden und treten langsam die Rückreise nach Europa an.

Neun Tage haben wir noch für ein Land, für das man mindestens einen Monat braucht. Na toll. Aber den Khan Tengri, den heiligen Berg, den wollen wir schon noch sehen. Also nach der Grenze links, wo es üblicherweise rechts geht, und entlang der kasachisch-kirgisischen Grenze Richtung Tian Shan Gebirge südlicher Teil.

Wir sind besoffen von der Lieblichkeit der Landschaft entlang des Grenzflusses und bedauern unaufhörlich, soviel Zeit unterwegs liegen gelassen zu haben bzw. so früh nach China auszureisen. Unterwegs treffen wir zwei Radlerinnen aus der Schweiz und Frankreich, verquatschen uns, füttern sie mit Schokoriegeln und folgen der Straße über einen Pass. Auf der Passhöhe liegt er vor uns, Khan Tengri und seine Nachbarn, schneebedeckt und erhaben. Wie im Kitschfilm reitet der Kirgise vor uns durch die Szenerie.

Zwischen Murmeltier und Yak-Herde steht dann doch noch der Militärposten, der uns erregt nach unserem пропуск, dem Passierschein, fragt. Den gibts für 24 Euro in Bischkek, Wartezeit angeblich bis zu 10 Tagen. Wir stellen uns dumm und zwei Zigaretten und zwei leckere kasachische Bierchen später sind sie einverstanden, dass wir den пропуск vielleicht doch nicht brauchen.

Es wird dunkel und beginnt zu regnen und meine Vorahnung ist, dass das nicht die letzte Kontrolle war. Wir verlassen das Tal bei Dunkelheit und im strömenden Regen zeige ich am Kontrollpunkt 2 den nächsten Soldaten nochmal ausführlich die Karre von innen und außen. Zwei Kaugummis später geht die Schranke hoch und wir können zum Glück ohne Sanktionen das militärische Sperrgebiet rund um die Grenze unbehelligt verlassen.

Am nächsten Tag treffen wir dann Manu, Hendrik, Amaru und Martina, und verbringen einen schönen Abend in Karakol im Hostel. Es gibt wieder viel zu berichten und Abschied zu feiern. Die Wege trennen sich hier definitiv.

Unsere wilde Hatz führt uns entlang des Nordufers des Yssykkül, wo wir auf dem Sandstrand nächtigen, zu den Ruinen der iranisch-sogdischen Stadt Balasagun in der Nähe von Tokmak.

Bekannt ist die Stadt durch den Burana-Turm, das Minarett (türkisch Murana = Minarett), eines der ältesten Bauwerke Zentralasiens. Er ist letztendlich eines der wenigen Überbleibsel der Stadt Balasagun, die wie viele Städte in Zentralasien aufgrund der häufig wechselnden Herrscher und schließlich dem wie immer gearteten Einfluss der Mongolen ihr Ende im Staub der Steppe fand.

Bal-Bals (Gedenksteine) wurden aus allen Teilen Kirgistans hier zusammen getragen und einige Petroglyphensteine ebenso. Eine schöne Stätte in der Abendsonne, aber für uns nur Zwischenstation auf dem Weg nach Bischkek, der Hauptstadt Kirgistans.