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Fütterung von Albert und Erna

Kiwi Farmlife Experience

Inzwischen bin ich mit dem Schreiben so hintendran, dass ich mich nur noch mit Mühe an das Vergangene erinnern kann. Aufgrund des Wartens auf Ersatzteile haben wir uns beim Housesitting angemeldet. Einfach um mal in das Leben in NZ reinzuschnuppern. Wir wurden bei Steve's Farm fündig, der uns für 10 Tage eingebucht hat.

Unterwegs stimmen wir uns mit dem Kiwi House in Otorohanga auf die heimische Tierwelt ein. Und wir haben dort tatsächlich lebende Kiwis gesehen, die wie von Sinnen aufeinander rumgesprungen sind, erfolglos. Ein Senior rief vor Begeisterung 'they're mating', aber dazu sind sie dann doch nicht gekommen. Außerdem gibt es im Kiwi House fast alle seltenen Tiere zu sehen, die es so in NZ gibt. War echt nett da, die Tierpfleger supernett, sie konnten zu allen Tieren was erzählen, allerdings könnte das Ambiente mal ein kleines Update vertragen...

Waitomo Cave lag auch auf dem Weg nach New Plymouth. Dort gibt's die bekannteste Glühwürmchenhöhle von NZ. Die habe ich dann boykottiert, weil mir die Preise einfach zu hoch sind. Geschäftstüchtig wie die Kiwis sind, darf man in der Höhle keine Bilder machen, aber danach für NZD 45 sich noch Bilder zum NZD 95 Eintritt dazuleisten, die jede Wette KI gestützt täuschend echt aussehende Abbilder der Realität darstellen. Nach 40 Minuten war Eva schon wieder zurück, kurz und schmerzlos.

Wir kommen an einigen Wasserfällen und Wanderwegen vorbei, die das Department of Conservation (DOC) im ganzen Land angelegt hat (die Wege). Das sorgt auf längeren Reisen für Kurzweil und Bewegung, weil es immer irgendwo ein paar Schritte zu laufen gibt. Und Strände gibt es dann auch noch zuhauf, wo man seinem Bewegungsdrang fröhnen kann. Raglan ist weltweit bekannt für seine Surfwellen. Als wir da waren, waren wir alleine. Noch zu früh im Jahr.

New Plymouth rückt näher. Wir schauen das Museum, die Radbrücke und Paritutu Rock an. In Rotorua hat uns einer gesagt, NP sei die schönste Stadt in NZ. Nun ja.

Noch ein schneller Waschsalonbesuch und vorbei an Kuhherden kommen wir bei Steve an. 20 Schafe, ein Schaf-Bock, eine Ziege, 16 Hühner, 3 Wachteln, Hund und Katze. Machbar. Die Fütterungseinweisung ging ganz fix. Die Tierchen haben sich schnell an uns gewöhnt. Gut, der Hund sich nicht an mich. Hat geknurrt und auch mal geschnappt. Steve und Eva haben wilde Theorien gehabt, warum, Vorbesitzer (böse) sah aus wie ich, hat geraucht. Bis mir klar wurde, dass ich in seinem Sessel saß und ihn bedrängt habe. Hätte man auch mal sagen können. Ein Tag Abstand und Hunter und ich waren dicke Freunde.

Zaun reparieren und Disteln stechen waren dann noch anfallende Arbeiten, aber alles easy. Nur war man den ganzen Tag beschäftigt und kam zu nix anderem mehr. Dann ist Steve in den Urlaub gegangen und wir waren ganz alleine mit dem Getier.

Inzwischen sind auch die Teile für den Unimog in Auckland eingetroffen. Damit da nichts schiefgeht, bin ich die 370 km zum Flughafen gefahren, habe die Teile abgeholt und zur Werkstatt gebracht. Was ein fürchterlicher Tag, über 700 km auf Landstraßen. Unterdessen hat Eva sich im Land- und Farmleben völlig vergessen. Jedes Tier bekommt eine separate Ansprache, Extrafutter und Streicheleinheiten. Bevorzugt wird ganz klar der Hund. Ich kümmere mich um das leibliche Wohl und den Rest, der runterfällt.

Leider fällt dann an einem Morgen kein Schaf runter (entgegen der Ankündigung von Steve zum Thema Schafsgeburten), sondern blieb bei der Geburt stecken. Wir haben erst die Nachbarin gerufen und dann die Veterinärin. Eigentlich wird in diesen Fällen das Schaf erschossen wegen der hohen Kosten für den Veterinär. Uns war sofort klar, dass hier kein Tier stirbt. Eine Stunde später standen dann Albert und Erna neben uns, noch unbeholfen aber extrem schnuffig. Nur mussten wir sie jetzt mit der Flasche alle 4 Stunden füttern, weil die Mutter nach dieser Tortur sie nicht akzeptiert hat.

Als Steve zurück kam, war er ganz stolz, dass alle wohlauf waren. In seiner Abwesenheit kamen noch 5 weitere Lämmer zur Welt, ohne jede Komplikation. Wieder was gelernt und ein unvergessliches Erlebnis gehabt bei Steve und mit Steve 🥳

Das war das schönste Erlebnis, das wir in NZ bisher hatten. Ein total liebenswerter Kerl mit einer Schar von Tieren, die uns sehr ans Herz gewachsen sind. Am liebsten würden wir die beiden kleinen Schwarzen einpacken und mit nach Hause nehmen. Der Überlebenschancen wegen...