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Mekong in hellbraun

Laos Norden

Beschwingt und traurig verabschiedeten wir uns von Edward, unserem chinesischen Guide. Wir zwei haben ihn sehr gemocht.

Auf chinesischer Seite wurden wir noch ein wenig gefoltert, weil die üppige Mittagspause der Zollbeamten auf jeden Fall gesetzt war. Aber Edward lotste uns durch den Dschungel der Bürokratie und geleitete uns bis an den laotisch-chinesischen Grenzzaun. Dahinter verbarg sich wie immer ein undurchschaubares Prozedere, einzelne Stationen reihten sich zufällig aneinander, Mitreisende fühlten sich im Besitz der einzigen Wahrheit. Am Ende fehlte dann später jedem bei der Ausreise aus Laos mindestens ein Zettel, dessen Fehlen monetär zu kompensieren war.

Wir sahen davon ab, mit Teilen der Reisegruppe gleich im Grenzort Station zu machen, kauften die obligatorische SIM-Karte, wechselten Geld und fuhren ins ca. 50 km von der Grenze entfernte Luang Namtha. Eine Stunde, sollte man meinen, wären da nicht die unzähligen Löcher in der Straße. Tadschikistan läßt grüßen!

Wir erreichen unser Hotel in der Dunkelheit. Neben dem Eingang konnte man schemenhaft das Sidecar erkennen. Die Amis, Ellie und Austin. So geht stalking. 🤓

Aus geplanten zwei wurden neun Tage Pause. Wir schrieben unsere China-Berichte, unterrichteten die Kids einer nahegelegenen Schule, verabschiedeten Ellie und Austin, besuchten den lokalen Tempel und stellten ziemlich schnell fest, dass hier die Uhren wieder ein wenig anders ticken. Das liegt u.a. daran, dass Laos nach wie vor ein Viertwelt-Land ist, demzufolge sehr arm. Kultisch verehrt wird das Nationalgetränk, Beerlao. Da integriere ich mich doch gleich und schleime mich bei den überaus herzlichen Menschen auf perfide Art und Weise ein.

Entlang sedimentbrauner Flüsse fahren wir weiter nach Luang Prabang und verkneifen uns den Fisch, der überall an der Straße gegrillt angeboten wird.

Luang Prabang, die heilige Stadt, früher Hauptstadt des Königreichs Lan Xang und später des französischen Protektorats Laos, und eine von drei UNESCO-Welterbestätten des Landes. Sie liegt am Zusammenfluss von Mekong und Nam Khan. Angeblich gibt es hier 1.000 Buddha-Tempel. Na Mahlzeit. Hier bleiben wir einige Tage, gibt es doch viele güldene Buddhas zu betrachten. Am Morgen steht die Polizei vor dem Guesthouse; ich muss den Unimog umparken, fast außerhalb der Stadt. Das Ding war den Vopos nicht geheuer.

So schlendern wir durch französische Kolonialarchitektur, Paläste und Tempel, und angesichts des tropischen Klimas sehnt man sich den Abend herbei. Auf dem Night Market gibt es Plunder ohne Ende (andere sagen Souvenirs) und Essen aller Art. Und Beerlao, na klar.

Ganz anders wurde es uns, als uns entlang des Nam Khan eine Schlange entgegen kam. Schnell weg und über eine der Brücken in den Safe Space, das Manda de Lao, eine stinkteure Touristentränke, wo man sich nach dem Besuch so richtig schlecht fühlt. Völlig überteuert und auch nicht toll. Wenigstens die Geckos haben in den Lampen ein schönes Zuhause gefunden...

Mit dem Boot fahren wir den Mekong hoch zu den Pak Ou Kalksteinhöhlen. Da stehen hunderte von Buddhas auf den Felsen. Die Laoten verehren diesen Wallfahrtsort. Wir zünden ein paar Räucherstäbchen und Kerzen an und genießen den Blick über den Mekong.

Aber ich merke, wie lange wir schon unterwegs sind und wie schwer es fällt, überall in Entzücken und Begeisterung zu verfallen. Nach einem Nap auf dem Rückweg ist noch die Kraft für ein paar Tempel da und schon ist es halb sechs, die Nacht bricht herein und Chichi und Mat (von crossing China) haben sich auf dem Night Market angekündigt. Was ein Glück.

Westlich von Luang Prabang liegt der Kuang-Si Wasserfall. Der ist wirklich toll, aber da die Regenzeit noch nicht ganz vorbei ist, ist es sehr bewölkt und regnet ab und zu. Ein paar Bären kann man in einem Reservat anschauen und abends bekommen wir Besuch von zwei süßen Mädchen, die eine helle Freude daran haben, durch den Unimog zu robben. Am nächsten Morgen kommen sie wieder und würden am liebsten mit uns mitkommen.

Jetzt wollen wir weiter, nach Xieng Khuang, zu steinernen Krügen aus der Bronzezeit. Ein furchtbarer Umweg angesichts der wenigen Zeit, die noch auf unser Visum-Uhr steht. Und der miserablen Straßen. Weil man wegen der unzähligen Schlaglöcher nur auf die kommenden 10 Meter vor der Karre auf die Straße starrt, bekommt man vom Land fast nichts mit. Prompt liegt vor uns ein umgestürzter LKW im Graben. Da werden pragmatisch die Räder abgeschraubt, damit der Verkehr passieren kann.

Eva meinte, die Landschaft sei toll gewesen. Berge, Flüsse, Dörfer mit Wellblechhütten, Hühnern, Schweinen und menschlichen Bewohnern und Reisfelder allüberall. So endet dann der Tag auf einer kommunistischen Sitzgelegenheit des Pathet Lao (Laotische Volksbefreiungsarmee) in Sichtweite des zweiten UNESCO-Welterbes, den Plain of Jars.

Im Vietnam-Krieg führte der Ho Chi Minh Pfad teilweise durch Laos, was die USA veranlasste, auch dieses Land in großem Stil zu bombardieren. Zwischen den alten Steinkrügen konnte man die Schützengräben und unzählige Bombentrichter sehen. Irgendwie bekam ich 'Full Metal Jacket' und 'Platoon' nicht mehr aus dem Kopf. Leider leidet Laos immer noch unter den Altlasten; Blindgänger und Landminen sind im Osten des Landes noch überall eine tägliche Gefahr.

Woher die Steinkrüge kommen und welchem Zweck sie dienten ist nach wie vor unklar. Wahrscheinlich sind es Urnen, verteilt über mehrere Felder. Bei einem musste man ein Reisfeld durchqueren und als neben uns ein Schlänglein ins Wasser floh, war es um Evas Mut geschehen 🙄.

Irgendwo haben wir dann, verbarrikadiert im Unimog bei 35° C und 99% Luftfeuchtigkeit, die Nacht verbracht. Das sind die Opfer, die man bringen muss.

Eines der absoluten Highlights sind die Wasserbüffel. Die werden gehegt und gepflegt, müssen sie doch den Pflug durch das tiefe Wasser des Reisfelds ziehen. Und so gibt es nichts schöneres als diese anmutigen Monster badend in Schlammlöchern zu beobachten, wie sie schnauben und schnaufen, in Sichtweite immer ein Laote, der kontrolliert, dass man mit den Tierchen keinen Unfug anstellt. Allerliebst.

Bei einem Übernachtungsplatz in der Nähe von Vang Vieng gibt es einen Wasserfall mit klarem Wasser ohne Sedimente, in den ich mich mal ein paar Sekunden reingetraut habe. Bloß keine Bilharziose abholen und die Fischchen knabbern die ganze Zeit an meinen Füßen und am Ranzen. Damit ist auch das Thema 'Baden in laotischen Gewässern' weitestgehend abgehakt. Ist eher was für junge Leute...