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Schneelandschaft in Žabljak

Montenegro

Von der Copacabana in den tiefsten Winter innerhalb von 2 Tagen. So lässt sich Montenegro auf unserer Reise in einem Satz beschreiben.

Am späten Nachmittag überqueren wir aus Dubrovnik kommend in Karasovići die Grenze zwischen Kroatien und Bosnien. Vorher werden die restlichen Kuna krisensicher in Weinflaschen angelegt. Ein deutscher Zöllner verwickelt mich bei der Abfertigung ins Gespräch über den Unimog; scheint im Auftrag der EU da zu sein. Was die alles so machen.

Über Herceg Novi fahren wir entlang der Bucht von Kotor Richtung Kotor. In Risan lagern wir abseits der Straße, um am nächsten Tag nach Kotor Town zu fahren. Das ist übrigens die Bucht, die außerhalb von Corona-Zeiten von Kreuzfahrtschiffen überschwemmt wird, letztendlich DAS Reiseziel in Montenegro. Warum das Land übersetzt 'Schwarzer Berg' oder dort 'Crna Gora' heißt wird einem schnell klar. Die Berge sind so steil, dass das Vorhandensein einer Straße über die Berge nur schwer vorstellbar ist. Habe später den Unimog mit mindestens 30 km/h drübergejagt; mehr wollte ich ihm nicht zumuten.

Kotor ist UNESCO-Kulturerbe und reiht sich optisch nahtlos in die bisher gesehenen mediterranen Städte der kroatischen Küste ein. Marmorfußboden, enge Gassen und starke Befestigungsanlagen zeugen von der Bedeutung der Stadt in der Vergangenheit. Heute steht Tourismus im Zentrum des Handelns und so gibt es endlos viele Restaurants, Souvenirshops und Katzen. Und viele Rentner aus Frankreich und Deutschland. Bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz werden wir in der Nähe von Budva in einer Bucht am Meer fündig, füttern die uns besuchenden Katzen und uns selbst.

20° C, strahlender Sonnenschein. Nach einem kurzen Abstecher nach Budva - mehr Souvenirläden, weniger Restaurants, Zentrum russischer Touristen - verlassen wir die Bucht und quälen uns die eingangs erwähnten Rampen in die Berge. Das dauert und wir nächtigen im Nirgendwo. Verdächtig ist, dass überall Schnee rumliegt, nicht massiv, aber doch. Temperatur -5° C, stark windig.

So bewegen wir uns bergauf bergab in Richtung Tara-Schlucht nahe der bosnisch-herzegowinischen Grenze. Abenteuerliche Straßen und Brücken, grob in den Fels gehauene Tunnel mit massig Eiszapfen, türkisgrünes Wasser in Seen und Flüssen. Dann entdecken wir eine ca. 40 km lange weiße Straße über einen Pass, knapp 1400m hoch, wir wollen doch offroaden, quälen uns Rampen hoch, die Straße wird Feldweg, zeitweise wechselt der Belag in eine geschlossene Schneedecke. Dann drehen wir um. Es wurde später und die Vorstellung, noch die Schneeketten rauszuholen und anzulegen verursachte bei mir Gänsehaut.

Alle starken Männer sagen jetzt bestimmt 'was für Hosenscheißer, diese Mognomaden'. Aber die Realität hat uns recht gegeben. Wir sind um den Berg rum, quälende Rampen hoch und runter und standen dann kurz vor Zabljak an der Ausfahrt der weißen Straße. Ca. 1 m Schnee, nahe dem Ort gespurt, dann Freestyle. Zum Glück haben wir uns das nicht angetan. In Zabljak, ein Ort, von dem ich noch nie gehört habe, fahren wir durch hohe Schneeberge zum Eingang des Nationalparks Durmitor. Wir schaffen es gerade noch zu Fuss zum Crno Jezero (=schwarzer See). War aber weiß, zugeschneit. Im nahgelegenen Restaurant belohnen wir uns für unser Abenteuer mit einem guten Essen und einer Flasche montenegrinischen Rotwein ;-) .

Wir werden geweckt von Stimmen. Draußen haben sich bei strahlendem Sonnenschein zwei Horden Tourenskigänger versammelt, die sich auf ihren Tag vorbereiten. Wir trinken gemütlich Kaffe und beten, dass der Unimog bei -11° C Aussentemperatur anspringt. Schon in den letzten Tagen hat er sich bei Minusgraden etwas angestellt. Als sie weg waren haben wir es versucht. Scheint irgendwie ein, zwei Sekunden nachzudenken, nachdem ich den Schlüssel umgedreht habe, entscheidet sich dann aber doch, zündet, braucht, zum Glück sind die Skifahrer weg, der ganze Ruß, dann röhrt er wieder wie gewohnt. Uff. Hier will ich keinen Reparatur-Task aufmachen.

Bloß weg hier aus dem Schnee und der Kälte, die Wettervorhersage spricht von 7-10 Tagen Dauerschneefall in Zabljak. Wieder runter ins Tal, welches der Täler, wir nehmen die Richtung Podgorica, fahren durch wunderschöne Flusslandschaften, wandern noch zum Biogradsko Jezero durch den Schnee und landen am Ende wieder in der Bucht bei Budva. Schnell ist man durch Montenegro, ist auch nicht groß, etwas kleiner als Schleswig-Holstein. Aber vielseitiger, ohne die Nordlichter beleidigen zu wollen. Und dann entschließen wir, dass wir endlich Griechenland erreichen wollen. Eigentlich war das für den 1. März geplant, jetzt ist der 5. und in Albanien waren wir noch gar nicht. Und nicht in Nord-Mazedonien. Und...