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Blick von der Festung Ohrid auf See und Stadt

Nord-Mazedonien

Wie überqueren die Berge Albaniens bis zur Grenze von Nord-Mazedonien. Die Zöllner sind freundlich, aber sehr reserviert.

Die Einreise ist kein Problem. Ausweis scannen, den Covid-Pass zeigen und schon sind wir drin. Es ist schon Nachmittag, viel Zeit bleibt also nicht mehr, um ein lauschiges Plätzchen für die Nacht zu finden. Für meinen Teil ist eine der wenigen Verbindungen zu Nord-Mazedonien das 1:2 der Nationalmannschaft unter Jogi Löw. Und natürlich der Namensstreit mit Griechenland.

Über Debar geht es entlang des gleichnamigen Sees Richtung Struga am Ohridsee. Dort wollen wir am Seeufer übernachten. Sehr auffällig ist wie schon in Bosnien-Herzegowina und Albanien, dass die Müllentsorgung eher lax gehandhabt wird. Die wunderschön türkisfarbenen Gewässer sind in den Uferbereichen gesäumt durch Plastikmüll. Wie schade. Stelle mir vor, wie lange es dauern würde, den ganzen Dreck wegzuräumen und werde leicht depressiv.

Wir finden in unserem Navi (OSMand+) ein Campingsymbol, fahren in die Richtung und können in der Dunkelheit noch zertrümmerte Wohnwagen und ein brachliegendes Gelände am Seeufer nahe Struga ausmachen. Hier bleiben wir, Schneefall setzt ein, Hunde streunen um unseren Mog. Gelegentlich schleichen Autos auf dem Feldweg vorbei, kommen später wieder zurück. Sehr verdächtig. Mal sehen, was der morgige Tag so bringt.

Am nächsten Morgen schient die Sonne; wir sehen, wo wir wirklich sind. Hier war mal ein Kamp, jetzt ist er verrottet, ein Mann lebt mit seinen Hunden auf den Resten des Sozialismus, weiter hinten stehen verrammelte Ferienhäuser, Hunde streunen. Und ein Stück Wiese mit Autospuren ist zu sehen. Da sind die also nachts hingefahren. Man erinnert sich an die Jugend auf dem Land zurück. Ins Auto hocken, nachts an einen Platz fahren, sonst etwas machen und wieder heim.

Jetzt rein nach Ohrid, die Stadt der 1000 Kirchen auf 700 m Höhe. Gesiedelt wird hier seit 4000 v. Chr.,  die Stadt gibt es seit ca. 700 v. Chr. als Lychnidos (Stadt des Lichts). Um 800 n. Chr. war es ein bedeutendes Zentrum der orthodoxen Christen unter den Gelehrten Kliment und Naum. Diesem kurzen Abriss der Geschichte begegnet man an jedem Ort in Ohrid. Wir waren beeindruckt und begeistert. Es sind fast keine Touristen da. Auf der Festung wechseln wir noch schnell ein paar Dinar. In einer kleinen Kirche erklärt uns der Aufseher die freigelegten Fresken, die Unterschiede zur römischen Kirche. Auch für mich als Atheist sehr spannend, unsere Unterhaltung erwärmend. Beseelt von der Schönheit unseres Tages wanken wir in den Ort und genehmigen uns die berühmte Ohrid-Forelle nebst einem Fläschchen nord-mazedonischen Sauvignon Blanc. Rauchen im Restaurant erlaubt, strange, erstmal ne Fluppe...