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Tintenfischkörper in Masirah

Ostküste Oman

Entspannt und gut erholt kommen wir aus der Wüste an der Ostküste an. Wie das Meer lehrt sie Demut. Nicht weit entfernt liegt die Whalehead Bay südlich von Masirah Island. Das ist das Ziel. Auf der Suche nach einem Schlafplatz treffen wir einen Fischer, der uns seinen Strandabschnitt schmackhaft machen will. Überall tote Fische, wie es aussieht Beifang, Rochen, Aale, kleine Haie und Müll ohne Ende. Wir lehnen dankend ab und nehmen stattdessen 50 km Wellblechpiste durch traumhafte Marsch- und Salzseelandschaft in Kauf, um abends in der Whalehead Bay anzukommen.

Als wir am Kochen waren, kamen zwei Omanis und luden uns zum Essen ein. Der Minister für die exterritorialen Gebiete und der männliche Teil der Familie verbringen hier das Wochenende. Es entwickelt sich eine angeregte Unterhaltung über uns, unsere Jobs, den Oman, die Ziele des Landes, das Leben der Menschen und der Familie, die Traditionen und die Kultur.

Im Gegensatz zu anderen arabischen Staaten verfügt der Oman nur über begrenzte fossile Reserven (derzeit noch ca. 20 Jahre). Der Druck, einen alternativen Weg zu finden ist hier viel höher. Sultan Qaboos, 2020 gestorben, hat das Land von 1970 an innerhalb von 50 Jahren vom Mittelalter ins Jetzt befördert. Man kann sich vorstellen, welche Verwerfungen damit einhergehen. Derzeit wird um die Gestaltung einer Einkommenssteuer gerungen. Unter anderem... Nebenbei wurde kiloweise Fleisch auf heißem Stein gegrillt. Ermattet sinken wir in unsere Kissen und geben uns dem Kopfkino hin.

Abreise der Family am nächsten Mittag und wir können dann für ein paar Stunden die Einsamkeit des Ortes genießen, baden und entspannen. Abends treffen wir Omar, einen Blogger und Backpacker aus Jordanien, der mit seiner lebensfrohen Art alle mitreisst. Außerdem sind da noch Camille und Mathieu aus Frankreich, die am nächsten Morgen mit ihrem Renault Truck von einem anderen Ort herüberkommen.

Nach drei Tagen brechen wir auf und fahren auf dem Strand weiter Richtung Süden.

Einige Kilometer weiter liegen die Sugar Dunes, Dünen aus weißem Sand wie Merengue. Dorthin wollen wir noch, bevor wir wieder Richtung Muscat aufbrechen, um Evas hoffentlich reparierten Rechner abzuholen. Die Dünen sind toll, besonders in der Abendsonne, wenn sie purpur und pink schimmern. Kein Mensch weit und breit und wir inmitten der weißen Landschaft aus Zucker...

Auf dem Weg nach Muscat kommen wir an Masirah Island vorbei und entschließen uns spontan, überzusetzen. Wir bekommen die letzte Fähre und erreichen nach knapp 2 Stunden Fahrt über den indischen Ozean den Hauptort Hilf. Nicht weit entfernt finden wir ein schönes Plätzchen am Strand an der Ostküste. Unmengen von Einsiedlerkrebsen sind auf ihrer Mission am Strand zugange.

Viel bietet die Insel eigentlich nicht. Sehr wenige Bäume, Kamele und Ziegen, Fischer, und karge, steinige Landschaft. Unser Wasser ist alle und wir fahren zur Wasserstation nach Hilf. Kein Problem, er wirft den Diesel seiner Pumpe an und aus dem C-Rohr kommen in 10 Sekunden 100 Liter Wasser raus. Überschwemmung im Unimog, Gelächter allerseits, wieder einen neuen Kumpel gewonnen.

Im Südwesten finden wir den Traum von einem Strand, prima zum Baden, keine Menschenseele, Einsiedlerkrebse und die Katze, die nachts immer vorbei kommt. Abhängen de luxe. Ich baue mir aus meinen Mitbringseln eine Angel, fange nix, klar, wir wandern am Strand entlang und abends gibt's Lagerfeuer, wenn wir Holz gefunden haben. Netz gibt's auch nicht. Da ist der Oman mit der Heimat auf einem Level...

Irgendwann ist Zeit zum Aufbruch. Nochmal Wasser tanken, diesmal unfallfrei aufgrund der Kenntnis des Systems, rüber auf's Festland und Richtung Sur. Unterwegs machen wir Halt in Ras al Jinz. Ich wollte Schildkröten sehen. Haben wir dann auch nachts bei Dunkelheit, geführt am Strand, und konnten diese riesigen Tiere bei der Eiablage beobachten. Nochmal würden wir es nicht machen. Fühlt sich falsch an. Man muss die Tiere in Ruhe lassen. Da kriecht die Schildkröte zurück ins Meer und neben ihr liegen leere Plastikflaschen rum. Zum Heulen. Im Museum Röntgen-Bilder von Schildkröten mit allerlei Gegenständen im Körper und dann das. Unser aller Dreck...

Abends treffen wir Anja und Mathias wieder, die wir in der Türkei kennen gelernt haben. Zusammen fahren wir nach Sur. Von der alten Größe als bedeutende Hafenstadt des Omans ist nicht mehr viel übrig. Aber sie bauen noch eine Dhau, das traditionelle Holzschiff, mit dem Oman die Handelswege im indischen Ozean beherrscht hat. Als Bootsfan tiptop der Besuch in der Werft. Inder und Pakistanis bauen das Boot in akribischer Handarbeit.

Wir stellen uns am Eingang des Wadi Tiwi ins Flusstal, quatschen und freuen uns auf den nächsten Tag im Wadi.