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Ananuri Kastell

Ostwärts Richtung Tiflis

Kutaissi liegt in der Kolchischen Tiefebene in der Region Imeretien. Kolchis ist bekannt durch die Suche der Argonauten nach dem Goldenen Vlies, das sehr wertvolle Fell eines Widders, durch Iason et al.. Showdown in Kyta (heute Poti) bei König Aietes, dessen Tochter Medea Geliebte Iasons wird und die Argonauten nach Griechenland begleitet. Spannende Geschichte mit prominenter Besetzung. Die Argonauten hörten auch das Stöhnen des Prometheus, der im Kaukasus durch Zeus an die Felsen geschmiedet sein Schicksal erlitt. Nochmal eine spannende Geschichte. Und Namensgeber der erst in den 1980ern entdeckten Karsthöhle nördlich von Zkaltubo. Teile sind begehbar und die Beleuchtung setzt die verschiedenen Räume der eindrucksvollen Höhle in ein schönes Licht.

Gleich ums Eck liegt der Okatse Canyon, mit Steganlage ausgerüstet, am Eingang Georgier, die die 2 km zum Canyon per Jeepfahrt anbieten. Wir laufen durch den schönen Buchenwald, und wenn es die Freizeitmodels auf dem Steg erlauben, darf man auch einen Blick in die Schlucht werfen.

Spätestens am Okatse Wasserfall dämmert es mir, dass wir der georgischen Tourismusindustrie auf den Leim gegangen sind. Drei Sehenswürdigkeiten in 4 Stunden, der Eintrittspreis happig für die Verhältnisse hier und eine hohes Aufkommen an Touristen-Minibussen. Waren wir nach der Einöde im Kaukasus so nicht mehr gewohnt.

Abends schauten wir noch Zqaltubo an. Das war zu Sowjet-Zeiten angeblich der größte Kurort der UdSSR, heute im starken Verfall begriffen. Beeindruckend der riesige Kurpark, die morbiden Hotels mit großzügigen Freitreppen, Skulpturen rechts und links der Eingänge, Sowjetdenkmäler, Schwefelbrunnen und das Krieg-der-Sterne-Heilbad. Und Hunde, überall...

Zwischenzeitlich stellte ich fest, dass die Dieselfilter alle zugesetzt sind, inkl. SEPAR-Filter. Der Diesel scheint schmutzig zu sein. Werde eine neue Rubrik eröffnen und alle Wartungsarbeiten und Reparaturen dokumentieren. Vielleicht hilft es jemandem. Auch der Kompressor macht immer weniger Druck. Noch geht es...

Wir schauen uns Mozameta (Kloster über dem Fluss Zkalzitela mit den Särgen zweier Nationalhelden) und Gelati (Kloster und Akademie sowie Ruhestätte zahlreicher Könige) an. Letztere ist eine wirklich schöne Anlage mit Kirchen und der Akademie, die im 12.Jh. unter König Dawit dem Erbauer Zentrum der Wissenschaft und Kultur in der Blütezeit Georgiens war.

Entlang des Flusses kommen wir nach Tschiatura, der Mangan-Stadt mit 8 oder 9 Seilbahnen quer über die Stadt. Die Vorkommen sind fast ausgebeutet, angefangen durch Krupp zu Beginn des 20. Jh. Entsprechend sieht es hier auch aus. Zufällig nehmen wir an einer Geburtstagsfeier teil, füttern die unzähligen Hunde und steuern Gori an, die Geburtsstadt von Josef Dschughaschwili alias Stalin.

Kurz vor Gori schauen wir uns Uplistsikhe an, das politische und religiöse Zentrum von Kartli in der vorchristlichen Zeit. Es liegt am Fluss Mtkvari an der alten Seidenstraße . Alle waren hier seit der Eisenzeit. Georgier, Alexander der Große, Perser, Römer, Christen, Araber und Mongolen. Die Stadt ist in den Felsen gehauen und beherbergte in Hochzeiten bis zu 20.000 Einwohner.

Dann besuchen wir das Stalin-Museum in Gori, in dem die Zeit seit den 50ern nach seinem Tod still zu stehen scheint. Saal für Saal eine Verherrlichung, Stalin als Revolutionär, Diktator, gütiger Führer der Sowjetunion. Aufwendig die Beschriftung der Devotionalien in Russisch und teilweise georgisch. So versteht man wenigstens nix. Die Krönung das Mausoleum mit Totenmaske in der Mitte (Original in Moskau). Könnte dringend mal ein Review vertragen. Zaghafter Versuch im Erdgeschoß in der Putzkammer: ein paar Fotografien der russischen Invasion von 2008. Draußen sein Zugwagen und sein überdachtes Geburtshaus. Das war Gori...

Jetzt wollen wir Richtung Tiflis. Der Kompressor röchelt nur noch, schafft aber immerhin noch 15 Bar. Überlege fieberhaft, ob ich den Reparatursatz zum Einsatz bringe. Allerdings ist es immer das gleiche Dilemma. Man braucht einen Platz für die Reparatur aber auch eine Anbindung an Infrastruktur, sollte etwas fehlen. In Europa sind da Campingplätze nicht verkehrt. Gibt's hier nicht...

Letzter Station vor Tiflis ist Mtskheta, das religiöse Zentrum und Wallfahrtsort am Zusammenfluss von Kura und Aragwi. Heiligtümer sind die Swetizchoweli-Kathedrale und auf dem Berg auf der gegenüberliegenden Flußseite das Jvari-Kloster mit der ältesten Kreuzkuppelkirche Georgiens. Die steht über einem Holzkreuz, das die heilige Nino (aus Syrien) auf dem Berg aufgestellt hat und wurde im 6. Jh. errichtet. Fromm sind sie jedenfalls, die Georgier. Haben ihre Religion über Jahrhunderte gegen alle Eindringlinge mit allen erdenklichen Opfern verteidigt. Wahrscheinlich heißt ein bzw. DER Trinkspruch deshalb auch: Gaumadschoss. Sei siegreich.

In Tiflis gibt's keinen Kompressor und so bestelle ich einen in Deutschland. Bis der da ist (optimistische Prognose 10 Tage) fahren wir die georgische Heerstraße Richtung russische Grenze. Bis Wladikavkas 140 km. Ganz schön nah bis zum Agressor. Lastwagen türmen sich entlang der Straße. Der Export scheint ja reibungslos zu klappen. Wir machen einen Zwischenstopp am Ananuri-Schloss am Zhinvali-Stausee, und biegen dann ins Aragwi-Tal ab. Dort will ich mindestens mal die Diesel-Filter wechseln.