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Blick von Peljesac auf Korcula

Pelješac und Dubrovnik

Nach erneuter abendlicher Polizeikontrolle in Bosnien überqueren wir bei Dunkelheit ohne Probleme die Grenze zu Kroatien. Bei der Kontrolle wurde unser fehlender Stempel im Reisepass beanstandet. Aber letztendlich war es den beiden Polizisten egal. Eine Kontrolle bei der Ausreise aus Bosnien-Herzegowina gab es keine. Glück gehabt.

Da wir die letzte Woche immer frei standen war es mal wieder Zeit für Dusche, Wäsche und Frischwasser. Außerdem muckte nach wie vor der Solarladeregler, die Bremsverschleißanzeige der Hinterachse leuchtete und an einem Scheinwerfer lösten sich permanent die Befestigungsschrauben. Ein Platz für Instandsetzung war also notwendig. 'Wintercamping in Kroatien' (Google-Suche) hatte hier einen Platz auf der Halbinsel Pelješac angezeigt, in Kućište, einem kleinen Dorf neben Orebić, wo auch die Autofähre nach Korčula ablegt. Logistisch also ganz vernünftig.

Außer uns waren noch zwei Surfer aus Split mit der Mama da, sonst waren wir alleine. Erst war der Plan, wir bleiben zwei Nächte, Eva wollte weiter,  verlängerten dann aber fast täglich weiter. Die Kamp-Besitzerin ist jeden zweiten Tag angerückt, um ein paar Euros anzunehmen und sich über unsere Unentschiedenheit zu amüsieren. Personal war keines da, alle noch im Winterschlaf. Es war die vorletzte Februarwoche...

Ich baute die Fahrräder zusammen und suchte nach Abstützmaterial, wenn ich hinten die Bremsbeläge wechsle. Ich wurde auch fündig, Puffbetonsteine, Hölzer als weiche Auflage und dann ran. Jeden Tag eine Seite, dann war es erträglich. Zwischendurch sind wir mal nach Orebić geradelt und mit der Autofähre nach Korčula übergesetzt. Steiler Berg mit dem Fahrrad, auf der anderen Seite steil runter. Den Rückweg haben wir flach am Meer genommen. Honks.. Die Stadt ist ähnlich wie Trogir, Marmorfussboden, enge Gassen, zeitweise unter Herrschaft der Venezier. Das sieht man an der Bausubstanz. Marco Polo hat angeblich von hier aus seine Weltreise begonnen. Gutes Omen. Nachmittags haben wir die Lupe ausgepackt und die einzige Kneipe gesucht (ok, es gab drei) und vor der Rückfahrt ein Glas Wein getrunken. Wir lernten Viktor kennen, einen Schweizer kosovarischer Abstammung, der seine Kindheit hier verbracht hat. Nette Gespäche und eine Verabredung für den nächsten Tag in Kućište später nehmen wir die Autofähre zurück.

Viktor kommt tatsächlich mit seinem California, wir machen einen Ausflug in die Berge, klettern auf einen kultischen Ort der Illyrer und fahren noch rüber nach Lovište auf ein Bier. Morgen muss ich Bremsbeläge wechseln. Eva und Viktor verabreden sich zum Orangenpflücken.

Sie pflückten, ich reparierte, auch den Scheinwerfer, der Solarregler war wieder defekt. Toll. Viktor und ich nahmen das erste Bad im Meer, cool, Ende Februar. In der Ukraine fallen die ersten Bomben. Ob das alles so richtig ist fragen wir uns. Nach einer Woche sind wir weiter, unterwegs in Mali Ston gab es noch echte kroatische Austern. Lecker.

Wir steuerten Dubrovnik an, für Eva ein Traum wegen Game of Thrones, für mich der Horror wegen Game of Thrones. Hatten das schon in Nordirland, die ganzen Jünger:Innen in ihren Verkleidungen, die aufgelöst an den Drehorten stehen. Da fehlt mir der Zugang. Kurz vor Dubrovnik pennen wir an den Klippen und bereiten uns andächtig auf das Hochamt am nächsten Tag vor.

Es war wie erwartet, die Stadt ist schön, als einziger von uns besuchter Ort in mehr als 4 Wochen Kroatien voller Menschen. Eva hat viele Drehorte entdeckt und den Tag sichtlich genossen. Und natürlich haben wir auch für die Schwiegereltern das Foto 'Eva nach 40 Jahren in Dubrovnik' gemacht.

Mein Fazit: habe an mir eine gewisse Abnutzungserscheinung bzgl. Genuesisch/ Venezianisch dominierter Orte festgestellt. Gut dass es jetzt nach Montenegro geht. Wenn die Leute unverschämt werden was die Preise für irgendwas angeht dann stimmt was nicht mehr und ich will nur weg. Beispiel u.a.: € 14 für ein Nautikmuseum mit zwei kleinen Stockwerken mit Schiffsmodellen und Kapitänsköpfen, € 30 für einmal die Stadtmauer begehen. Nur als Beispiel. Von der Gastro ganz zu schweigen. Da stimmt's nicht mehr zwischen den Ohren...