Wie aus dem Ei gepellt steht der Unimog in der Werkstatt, mit neuem Radsatz und neuer Antriebswelle. Im Lulu füllen wir den Kühlschrank auf und fahren Richtung Nizwa. Dort wollen wir zum Tiermarkt, der jeden Freitag statt findet. Weil Mittwoch ist, besuchen wir zunächst die Festung von Bahla. Die hat natürlich wegen Renovierungsarbeiten zu. Nicht weit entfernt davon liegt die Festung von Jabrin. Die hat offen.
Die Festung war Sitz des Imam von Jabrin und des Oman, Balʿarab ibn Sultan, erbaut 1670. Weil die Festung aus Lehmziegeln besteht, bedarf sie eines hohen Wartungsaufwandes. 1984 wurde sie saniert (wahrscheinlich wieder aufgebaut). Hier kann man das höfische Leben vergangener Zeit studieren und sich von den Verteidigungsanlagen, der Wohnsituation und der Dattelllagerung ein eindrucksvolles Bild verschaffen.
Auf dem Weg zurück nach Nizwa kamen wir an Ruinen vorbei, die nicht das Privileg der Sanierung genossen haben. Hier sieht man, wie vergänglich die Bauweise mit Lehmziegeln ist, wenn sie sich selbst überlassen wird.
Donnerstag Abend kommen wir in Nizwa an und gehen Freitags früh morgens auf den Tiermarkt. Die Omanis sind mit Dischdascha (weißes Gewand) und Kumma (Kopfbedeckung) traditionell gekleidet. Auffällig, dass kein Fleck jemals auf der Dischdascha zu sehen ist, obwohl sie die ganze Zeit mit Tieren zugange sind. Irgendwann eröffnet der Marktleiter den Markt und die zu veräußernden Tiere werden im Kreis durch das Marktareal geführt. Hitzige Verhandlungen beginnen. Hauptsächlich sind es Ziegen, aber auch Schafe, Kamele und Kühe werden angeboten.
Wir fokussieren uns eher auf das Streicheln der Tiere und haben bald auch genug von dem Schauspiel.
Mittlerweile hat Eva entschieden, für Visa und Orga nach Hause zu fliegen. Wir überbrücken die Zeit bis zum Abflug mit ein paar schönen Tagen offroad durch das Wadi Bani Awf und weitere angrenzende Wadis. Außerdem können wir so die Reparaturen sowie die neu eingebaute Motor-Staubremse ausgiebig testen. Fazit: alles scheint zu funktionieren, keine Auffälligkeiten und die Staubremse ist der Burner!
Leider ist ein anderes Fazit, dass die Reifen es nicht mehr lange machen. Hatte versucht, von Thailand aus neue Reifen zu besorgen, einerseits auf der arabischen Halbinsel, andererseits per Bestellung aus Deutschland. Leider hat nichts davon funktioniert. 10.000 km werden sie noch halten, die Frage ist nur, woher wir in den Stan-Staaten neue Reifen bekommen sollen. Aussagen wie 'in Kasachstan könnte es klappen' sind mir dabei zu ungewiss. Wieder eine neue Aufgabe, die ich in Evas Abwesenheit irgendwie lösen muss. Keine Ahnung wie.
Wir fahren zurück nach Muscat und haben einen lustigen Abend mit Omar und einigen Philippinos am Strand. Am nächsten Morgen kommt Mohammed vorbei und entpuppt sich als Heilender. Jedenfalls ist er nicht mehr aus dem Unimog zu bekommen, bevor er nicht seine Massage-Apperaturen an uns ausprobiert und mich mit den Händen in die Mangel genommen hat.
Ich fahre Eva zum Flughafen und wir beide verlassen den Oman schweren Herzens. Wir hatten hier tolle drei Monate, haben so viele nette und herzliche Menschen getroffen und ein tolles Land erleben dürfen. Eva geht zurück in die Heimat und ich mache mich bei zunehmender Hitze auf den Weg nach Schardscha in den VAE. Dort soll es Reifen geben...
Der Plan ist, dass wir uns in Georgien wieder treffen. Knappe 4.000 km durch was weiß ich wieviele Länder. Bei Temperaturen um die 40°C. Das macht bestimmt Laune...