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Omanische Männer im Dischdasch

Salām Oman

Wir erreichen ohne Zwischenfälle die Grenze zwischen Saudi-Arabien und dem Oman. Der administrative Aufwand ist inzwischen bekannt, zieht sich aber in die Länge. Wieder wird eine nicht ganz günstige Autoversicherung benötigt, die man an der Grenze kaufen kann. Vielleicht gibt es irgendwann einmal ein Paket 'Arabische Halbinsel'. So muss man immer rechnen 'wie lange bleibe ich wo', um nicht an jeder Grenze den Maximalbetrag zu bezahlen, was bei uns aber leider zuverlässig scheitert.

Manu und François, unsere Freunde aus der Schweiz, besuchen uns in Muscat ab dem 25.12. für eine Woche. Wir haben noch zwei Tage, besichtigen Ibri und zockeln dann gemütlich nach Muscat. Die erste Nacht verbringen wir dort noch am Strand, bevor die Woche der Dekadenz beginnt... :-)

Am Tag der Ankunft von Manu und François gab es erstmal Bescherung. Eva freute sich über Kosmetik und Tand, ich über Ersatzteile wie Öldruckgeber, Vorgelegedichtung und Gasadapter. Und außerdem Bier und Prosecco. Nach der langen Phase des Tees eine schöne Abwechslung...

Im Oman leben ca. 4 Mio Menschen, über 50% der Bevölkerung stammt nicht aus dem Oman (v.a. Indien, Pakistan, Iran, Philippinen und Bangladesh). Ein Großteil der Bevölkerung lebt in und um Muscat, das sich als Muscat Capital Area über ein Gebiet von über 20 km Länge und mindestens 5 km Breite ausdehnt. Ganz im Osten in einer Bucht steht der Al Alam Palast und das sehenswerte Nationalmuseum, die eigentliche Hauptstadt aus dem 17. Jahrhundert. Von dort spazierten wir entlang der Corniche nach Mutrah zum Souq. Im Hafen vor dem Souq liegt die Yacht des Sultans, davor eine alte Dhau und dahinter im Zweifel ein Kreuzfahrtschiff.

Weiter westlich steht, eingebettet in ein Meer aus Malls, Handelsplätzen und Werkstätten die größte Moschee des Landes und eine der größten der Welt, die Sultan Quaboos Moschee. Erbaut wurde sie von 1992-2001, damals mit dem größten Kronleuchter und größten geknüpften Teppich der Welt (70mx60m). Allerdings hat ihr die Moschee von Abu Dhabi den Rang im innerarabischen Wettbewerb inzwischen abgelaufen, noch größer, der Teppich sowieso und der Kronleuchter natürlich auch. Nichtsdestotrotz erhaben, beeindruckend und sehr schön anzuschauen.

Zwei Tage verbrachten wir im Anschluss am Rande der Wahiba-Wüste in einem Camp. Von dort ist es nicht weit zum Wadi Ben Khalid (Wadi = Flusstal), eines der wenigen Wadis, das ganzjährig Wasser führt. Da kann man sich schön erfrischen, lungern und abhängen, in eine Höhle am Ende des Tals kriechen und bei Gelegenheit kleine Wasserschlangen beobachten.

Und am Rande der Wüste konnten wir uns dann auch im Sand austoben, wir mit dem Unimog, die beiden Schweizer mit dem Diktatorenmobil, Toyota Landcruiser. Happy New Year...



Oman in acht Tagen, gar nicht so einfach. Die letzte Station war Nizwa, die alte Hauptstadt am Rand des Hadschar-Gebirges. Das Fort aus Lehmziegeln mit dem größten Turm des Omans (30m hoch, 36m im Durchmesser) wurde aufwendig saniert bzw. wiederaufgebaut. Es beheimatet das Museum und bietet eine tolle Aussicht auf das palmenbewachsene Flusstal und die Oasenstadt. Innendrin ein wenig Folklore und rundherum der Souq. Immer freitags ist von 6-9 Uhr der Tiermarkt. Da wechseln dann Ziegen, Schafe und Kamele den Besitzer.





Unsere letzte Unterkunft liegt auf dem Saiq-Plateau im Zentrum der Gebirgsregion des Jebel Akhdar (Jebel = Berg). Von Nizwa aus (knapp 500m hoch) geht es ca. eine Stunde lang (für den Unimog) steil den Berg rauf, teilweise auf über 2.100 m. Rauf kommen nur Allradfahrzeuge, die Steigung ist über 10%. Mir graut schon vor dem Rückweg. Dann im Abendlicht unsere bescheidene Herberge, in der wir den Jahreswechsel feiern werden.

Vom Saiq-Plateau wandern wir ins Wadi al Muaydin. Allerdings dauert es nicht lange, und eine Oman-Sandrasselotter (Echis omanensis) kreuzt unseren Weg. Ich habe sie gar nicht gesehen. François, der hinter mir gelaufen ist, blieb stehen und der Rest der Gruppe wollte nicht mehr vorbei. Als ich sie fotografiert habe, war sie schon neugierig, hat sich dann aber zurückgezogen. Schnelle Bissbereitschaft, Sterblichkeit nach Biss zwischen 10 und 20%. Uhhh, Glück gehabt. Manchmal gut, wenn man nicht alles vorher weiß...

Es gibt schöne alte, verlassene Lehmdörfer auf dem Plateau, die wir erwandert haben. Terassenbewirtschaftung wird mit einem aus dem Iran stammenden Bewässerungssystem (Falaj) an den Steilhängen möglich gemacht. Angebaut werden Granatäpfel, weitere Obstsorten und Getreide. Und tiefe schroffe Täler, über die man bei klarem Himmel eine weite Sicht auf das Plateau und in die Ebene hat.

Silvester feiern wir stilvoll vor dem Kamin. Außenrum Totenstille. Die Omanis feiern das nicht. Ganz klar war uns bei der Buchung die abgeschiedene Lage nicht so richtig.

Der Flug zurück in die Schweiz ging am frühen Morgen. Manu und François mussten abends noch nach Muscat zurück. Wir blieben noch die Nacht und schauten uns am nächsten Tag am Fuße des Plateaus in Birkat Al Mouz Falajs und eine Moschee und südlich von Nizwa in Manah ein toll restauriertes Fort und weitere Lehmpretiosen nicht mehr ganz so guten Zustands an.

Vergeblich versuchte ich, in Nizwa das Kochgas auffüllen zu lassen. Ein Inder sagte mir, dass die Laster mit den Flaschen durch die Straßen fahren. In Manah habe ich dann einen angehalten. Er wollte mir keine Flasche leihen, aber mit einem passenden Adapter und meinem Umfüllschlauch konnte ich am Straßenrand fix die beiden Flaschen wieder füllen. Fix, naja, jedenfalls wissen wir jetzt, wie es im Oman geht.

Nächstes Ziel ist die Wahiba-Wüste. Unser kurzer Ausflug hat Lust auf mehr gemacht. Wir wollen von Norden nach Süden die Wüste durchqueren. Endlich mal wieder offroad.