Mietwagen abgeholt und ab Richtung Ostküste. Mindestens 20-mal beim Blinken den Scheibenwischer aktiviert. Diese doofen britischen Autos. Dann vom Navi direkt auf ne Gravelroad geleitet worden. Ist wohl noch aufs Möggle eingestellt. Macht nix! Ich fahre trotzdem und das weiße Auto wird sofort mit Patina versehen. Mein erster Stopp ist die Wineglas Bay. Super schöne Wanderung und tolles Wetter. Läuft…
Es geht weiter die Ostküste hoch nach Bicheno. Hier möchte ich eigentlich nur übernachten. Mit 80 Rentnern sitze ich abends in einer etwas kommunistisch anmutenden Unterkunft, nehme Kantinenfutter zu mir und möchte nur noch ins Bettchen. Doch nun beginnt das Vergnügen mit Tierchen, die man in Tasmanien NICHT sehen will. Einen Skorpion zum Beispiel und den dann auch noch in meinem Badezimmer. Und dann verschwindet er auch noch hinter dem Badregal. Es ist mittlerweile 23:30 Uhr und die Rezeption geschlossen. Der Skorpion und ich in einem Zimmer und keine Hilfe in Sicht. Also habe ich gegoogelt. Sie sind nicht tödlich -gut! Sie treten aber gerne in Gruppen auf- nicht gut! Sie mögen bestimmte Düfte nicht, z.B. Lavendel! Ha! Wie gut, dass ich mich auf Bruni Island auf der Lavendelfarm mit Lavendelsäckchen eingedeckt habe. Wie Dornröschen habe ich mich ins Bett gelegt, 5 Lavendelsäckchen um mich herum platziert und bin am nächsten Morgen überraschend lebendig aufgewacht.
Weiter geht´s Richtung Norden. Zufällig komme ich an einem weiteren Sanctuary vorbei und kann es mir nicht verkneifen. Auch hier gibt es Tasmanische Teufelchen (inkl. Fütterung) und viele weitere 4-füßige Pelztiere. Das Video spricht für sich. Love it!
Die Küste nach Norden hoch ist dann einfach nur noch traumhaft. Binalong Bay und Bay of Fires - türkisfarbenes Meer, weißer Sandstrand, man möchte sich eigentlich einfach nur in die Wellen stürzen. Eva im Paradies! Und dann kam die Schlange…schwarz und schön und unheimlich giftig…hat sich vor mir ganz gechillt über den Weg geschlängelt. Irgendwie hat sich in Tasmanien unter der Tierwelt wohl herumgesprochen, dass jeder mal bei mir vorbeischauen sollte. Einfach so…zum Spaß!
Die Aussies haben es gelassen genommen. „Just stamp with your feet and walk by. Usually they don´t do anything (lach)“.
Usually??? WTF is usually, stelle ich mir seitdem häufiger die Frage. Ich will es jedenfalls nicht herausfinden, nehme meine Füße unter die Arme und mache mich vom Acker! Genug Getier für heute. Jetzt geht es in die Zivilisation, nach Launceston. Jawoll!
Eine schöne kurvenreiche Fahrt durch den Regenwald führt mich in die zweitgrößte Stadt Tasmaniens. Habe mir erst einmal einen hinter die Binde gegossen, dass ich schlafen kann, egal was in meinem Zimmer herumkriecht. Hat geholfen 😊
Dann löse ich ein Versprechen ein und besuche Inge. Inge ist eine Freundin von Dagmar und Christian, die wir auf unserer Reise in Griechenland kennengelernt haben und mit denen wir zusammen mit dem Fahrrad durch Delphi geradelt sind. Guckst du im Blog nach Delphi. War eine sehr schöne und lustige Zeit dort. Wir haben davon erzählt, dass wir nach Australien wollen und Dagmar hat eben diese Freundin, die seit vielen Jahren hier in Launceston lebt. Also habe ich sie besucht und wir haben uns so verquatscht, dass ich nicht mehr weiter zum Cradle Mountain gefahren bin, wie geplant, sondern mir noch schnell meinen Handy-Vertrag verlängert habe (ich will ja schließlich nicht ohne Netz in der Wildnis stehen) und ne weitere Nacht geblieben bin.
Am nächsten Tag regnet es in Strömen. Ich beschließe schweren Herzens den berühmten Lake Walk am Cradle Mountain nicht zu machen (ist mir zu kalt und zu nass und die Sicht zu schlecht) und fahre weiter bis Tullah. Dort erwartet mich eine richtige Dschungel-Lodge. Na das kann ja lustig werden…die Lavendelsäckchen liegen bereit.
Leider regnet es auch am nächsten Morgen noch und als ich entdecke, dass mein nächstes Ziel Strahan (gesprochen „strooon“) der regenreichste Ort Tasmaniens sein soll, habe ich mich spontan entschlossen, doch noch an die Nordküste zu fahren. Die Landschaft war phänomenal… Regenwald/ Urwald/ Gondwana-Bäume??? Die Küste war dann jedoch recht enttäuschend, obwohl ich doch extra für unsren Freund Bernie nach Burnie und dann sogar noch bis Stanley gefahren bin. Zurück ging es erneut durch unbewohnte Regenwaldlandschaft, das Tarkine-Gebiet. Einen Kurzschnabeligel (Echidna) habe ich gesehen, ansonsten sehr sehr viele tote Tiere (Echidnas, Wallabys, Possums) am Straßenrand. An vielen Orten sieht man auch, dass es gebrannt hat, ständig kommen mir Feuerwehrautos entgegen. Der Wald ist hier so dicht, dass er kaum zu löschen ist.
Am Ende eines sehr langen Fahrtages komme ich in Strahan an, erneut in einer bezaubernden Lodge.
Ein „Muss“ in Tasmanien ist die Gordon-River-Cruise. Sie führt von Strahan ins Landesinnere, wo man nur mit dem Schiff hinkommt. Erst geht es nach Westen Richtung offenes Meer (Hells Gates). Der Name kommt davon, dass Strafgefangene, die in die Strafstation Macquairie Harbour auf Sarah Island gebracht wurden (den Fluss runter ins Landesinnere), dies als das Einfahrtstor zur Hölle gesehen haben. Das ist auch unsere nächste Station. Sarah Island. Hier wurde 1822 die erste Strafgefangenenkolonie errichtet, die Sträflinge mussten sich die Station selbst bauen und die Arbeitsbedingungen mitten im Regenwald waren nicht sonderlich angenehm. Ähnlich Port Arthur versuchte auch hier keiner wirklich zu fliehen.
Der Gordon-River schlängelt sich immer weiter in das Landesinnere und man fühlt sich wie am Amazonas. Wieder an Land lasse ich den Tag mit einem lecker Essen ausklingen und schaue mir den Sonnenuntergang an.
Die Zeit drängt, mein Rückflug geht schon in zwei Tagen und so fahre ich über Queenstown zurück bis Hobart. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und ich vergesse beinahe zu Tanken (hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass es auch Fahrzeuge gibt, mit denen man keine 2000 km Reichweite hat).
In Hobart beschließe ich nochmal spontan auf den Mount Wellington hochzufahren und siehe da… man sieht etwas.
Und dann heißt es am nächsten Tag auch schon Abschied nehmen und zurück zu meinem Göttergatten und hoffentlich dann auch bald wieder unsrem Möggle.
Bye bye Tassie, bye bye Teufelchen, Wombats und Wallabys, schon ein lustiges Völkchen hier unten am Ende der Welt.