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Unimog in saudischer Wüste

Transit Iran bis Grenze Oman

Lange haben wir darüber nachgedacht, ob wir durch den Iran fahren sollen. Wir entschieden uns, nur Transit durchzufahren in der Hoffnung auf Verbesserungen im Frühling. Der Plan war, den Jahreswechsel im Oman zu verbringen. Auf dem Rückweg wollen wir die Transit-Länder ausgiebig bereisen.

Die Menschen im Iran behandelten uns zuvorkommend, selbst Polizeikontrollen waren nur der Anlass dafür, Fotos vom Unimog zu machen. Und so durchquerten wir dieses schöne Land in 5 Tagen auf dem direkten Weg Richtung Basra im Irak. Touristen können nur bar bezahlen, und so trägt man Unmengen von Rial-Scheinen mit sich. Zum leichteren Rechnen wird 1/10 Rial Toman genannt, was auch meistens auf Preisschildern steht.

An der irakischen Grenze durchlebten auch wir das von vielen beschriebene Schauspiel ausufernder Bürokratie. Aber wir ware die einzigen Touristen und so nahm uns der Mann vom Zoll an die Hand und führte uns von Ort zu Ort, holte Unterschriften ein, entheftete seinen Papierstapel, kopierte wieder, heftete und weiter ging's zum nächsten Stempelkissen. Als wir durch waren nahmen uns Saddams Cousins in Beschlag und servierten gegrillten Fisch, Brot und Gemüse, abgerundet mit Wasser, einem Tee und Datteln (Koch in der Mitte). Dann war der Weg frei.

Bis wir das Kuwait-eVisum hatten mussten wir uns die Zeit vertreiben, fuhren nach Chabbaish, einer Gedenkstätte für die Opfer von Saddam inmitten der Marschlandschaft im Südwesten. Das war ein Ritt über hunderte Humps (Bodenschwellen zur Einbremsung) und zig Polizeikontrollen. Alle waren immer nett, aber Zeit hat das gefressen. Für Kurzweil sorgte der Unimog, dessen Lenkung plötzlich immer schwerer ging.

Hilfsbereite Iraker chauffierten uns nach erster Analyse zu einer Werkstatt, ATF-Öl besorgen. Besser wurde es dann aber nicht. So lenkten wir uns mit Irak-üblichen Foto-Shootings ab, wunderten uns über die Bearbeitungszeit des eVisas für Kuwait und fuhren zur Grenze. Wir übernachteten vor der Polizeistation, machten die obligatorischen Fotos und bekamen morgens Frühstück, aber kein Visum. Freitag, Wochenende, toll. Dann bockte ich die Vorderräder vom Unimog auf und entlüftete die Lenkung vorschriftsmäßig. Noch ein Tag des Wartens. Ich musste der neugierigen Schar die ganze Ausrüstung vorführen. Nach Schichtwechsel von vorne. Abends lud uns ein Nachbar zum Fussball gucken in sein Fitnessstudio ein. Ich bin hin, war lustig, Brasilien gegen Kroatien.

Dann war das Visum da, wieder Grenzbürokratie vor Kuwait, ich im klimatisierten Büro mit arabischen Kaffee, Tee und Datteln, Eva in der Leibesvisitation für Frauen. Die Lenkung ging immer noch schwer. In Kuwait City angekommen stellten wir uns ans Meer. In einem Zwischenton eines Kommentars in der Unimog-Community habe ich vernommen, dass Entlüften auch bedeuten kann, bei aufgebockter Vorderachse mehr als 10 Mal hin und her zu drehen. Ich machte es ca. 50 Mal und siehe da, die Lenkung geht wieder wie Butter. Hurra.

Abends kam Ivan, den wir in Eriwan getroffen haben, und erzählte beim Barbecue von seinen 10 Tagen im Iran.

Nach einigen Abschiedsfotos am Wahzeichen der Stadt, den Kuwait Towers, verließen wir die Stadt. Wir hatten uns mit Ivan heiß geredet, dass ein Bier mal wieder toll wäre. Auch wenn das abendliche Tee-Ritual sich schon eingespielt hat. Zum Glück lag Bahrain auf unserem Weg.

Schnell noch über die Grenze nach Saudi-Arabien, ein wenig Camel crossing und ein paar Kilometer weiter geht's schon wieder links ab über die Brücke in den schönen Bahrain.

Weiträumig trotz Insellage, viele aufgeschüttete Gebiete zur Vergrößerung, Hochhäuser wie in Kuwait City, fertige und unfertige und außerdem noch Nationalfeiertag, der 51ste. In Manama Bay kann man ok stadtnah stehen und wir finden unweit des Souks einen Inder mit Kingfisher Bier im DAB-Glas. Welch' eine Freude.

Wir wandern den Pearl Trail im Stadtteil Al Muharraq, Reminiszenz an die Perlenfischerei, die hier über viele Jahre die Einkommensquelle gewesen ist, besichtigen die Häuser des alten Viertels und genehmigen uns einen Kaffee in einem historischen Gebäude, das früher die Frau des damaligen Königs bewohnte. In der Bronzezeit hieß Bahrain Dilmun, in der Antike wurde es Tylos genannt. Einige sagen, es sei der Ursprung der Phönizier. Nach Alexandres Feldzug bis Indien herrschten hier einige Zeit die Seleukiden.

Auch die Portugiesen waren hier, ab dem 15. Jahrundert. Sie bauten neben den Ruinen der griechischen Festung eine größere, die sich gut restauriert im Norden der Hauptinsel befindet.

Mitten in der Wüste steht der Lebensbaum, Schadscharat al-Haya oder شجرة الحياة , ein über 400 Jahre alter Mesquite-Baum. Wasser gibt es erst in 1,2 km Entfernung, was seine Mystik begründet, da niemand weiß, woher er sein Wasser bezieht. Ein paar Kilometer weiter kommt man zur ersten Ölquelle aus dem Jahr 1932, die aus der Insel der Perlenfischer ein reiches Land gemacht hat.

Zufällig haben wir Manu, Hendrik und Sohn Amaru kennengelernt. Aus Speyer, Evas Geburtsort. Eigentlich Exil-Badner. Wir verabredeten uns zum WM Finale gucken, in deren Ex-Gefangenentransport-Bus. Wir hatten jede Menge Spaß und prima Gespräche. Amaru war ganz versessen, mal am Steuer vom Unimog sitzen zu dürfen, und so drehten wir ein paar Runden auf nahegelegenen Sanddünen. Die drei bleiben noch ein wenig in der Region und wir hoffen, uns im Oman wieder zu sehen. Schon allein, um auf richtigen Dünen zu reiten...

Jetzt stehen noch ca. 1.000 km stumpfer Ritt durch die Rub al-Chali, الربع الخالي, das leere Viertel und gleichzeitig die größte Sandwüste der Erde an. Wir hoffen auf pannenfreie Tage...