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Mona Lisa von Gaziantep

Über Hatay nach Gaziantep

Eine Woche haben wir die Überfahrt nach Israel organisiert, dann flogen die Raketen. Wir hatten Angst und stornierten alles wieder... Unser Ersatzteilpaket aus der Heimat kam an sowie das Carnet de Passage. Jetzt hatten wir alles zusammen.

Neue Planung: zurück in die Türkei, auf den Spuren Alexanders des Großen nach Issos und Iskenderun, dann über Hatay zum Nemrut Dağı, einem mystischen Berg im Südosten der Türkei. Unterwegs konnten wir notgedrungen unseren Flaschenzug als Ersatzrad-Kran ausprobieren. Hatten einen Nagel im Reifen. Es hat funktioniert, fast, zwei starke Griechen haben beim Hochwuchten des Reifens in seine Befestigung geholfen. Das nächste Mal klappt das bestimmt noch besser...

Reparatur des Reifens in Thessaloniki, halbe Stunde, und zum Abschied dann doch noch mal das griechische Restaurant-Set in Alexandroupoli, griechischer Salat, gegrillter Oktopus und gefüllter Tintenfisch. Wir sind bereit für die Türkei...

Wir nahmen den Weg nördlich an Istanbul vorbei, nicht empfehlenswert. Zu viele Menschen, aber immerhin Wälder. Danach ging es südostwärts, rein in die unerträgliche Hitze, durch Weizenfelder, Weizenfelder, Weizenfelder, Steppe und über Berge, 10% Steigung hoch und runter.

Dann Issos, eine einzige Enttäuschung. Das Straßenschild hat Weltklasseformat, dann ein Schotterweg, ein Aquädukt steht noch, ansonsten wird gegraben. Seit 2.350 Jahren. Besiegt der die Perser und das ist das Vermächtnis...

Entlang der Küste ging es nach Iskenderun, nur stinkende Industrie entlang der Straße, dort keine Anzeichen der Vergangenheit. Aber BurgerQuin. Haja. Das ist die Rache für die Männer in Cafés.

Weiter über den Belen-Pass (Tor nach Syrien) nach Hatay. Die Hitze ist unerträglich. Das Museum glücklicherweise klimatisiert und prima aufbereitet. Von der Steinzeit bis zu den Römern. Hier war die Wiege der Menschheit, von Afrika kommend verbreiteten sich die Menschen von hier über den Globus. Und Eva im Rausch der Mosaike.

Der Unimog muckt, der Kompressor schafft maximal 15 Bar. Als ob es sonst keine Probleme gäbe.

Wir übernachten nahe der syrischen Grenze und begutachten diverse Fundstätten der Hethiter. Die lagen auf dem Weg. Werde unruhig, weil der Unimog nicht mehr rund läuft. In Gaziantep soll eine kompetente Werkstatt sein.

Wir kommen an, bis auf den Seffe kann keiner englisch. Er weint fast, als er unser Nummernschild sieht. Geboren in Mannheim, mit 6 Jahren zurück in die Türkei. Kindheit in Neckarau. Menschenansammlung, ich bekomme Arbeitsverträge von deutschen Werkstätten der Mitarbeiter gezeigt. Hier grabscht Deutschland die Ressourcen ab. Aufopferungsvoll wird die Druckluftanlage inspiziert und zerlegt, pfundweise Schmodder entfernt und zwei Stunden später fahren wir vom Hof, ohne etwas bezahlen zu müssen. Wir haben unseren Mannheim-Altar im Mog geopfert und dem Chef geschenkt, mit Widmung und einigen Bildern vor dem Unimog und dem Kennzeichen. Verdrücken alle ein Tränchen der Rührung. Monnem rulz...

Erste Polizeikontrolle seit 8 Monaten, gleich 5 Beamte stürmen auf uns zu. Muss spontan lachen, die dann auch und wir haben uns lieb. In Gaziantep gehen wir ins Zeugma-Museum. Aufgrund eines Staudamm-Baus wurde die römische Stadt Zeugma weitgehend überflutet.

Teile des kulturellen Erbes (Mosaike der römischen Villen) wurden gerettet und nach Gaziantep in ein eigenes Museum verschafft. Wenn wir zurück kommen, verlege ich sowas auch in unserem neuen Heim im Schwarzwald. Atrium mit Wasserspiel.

Die griechische Mythologie beeinflusste die Römer stark bei der Gestaltung der Mosaike. Dionysos, Zeus, Herakles, Achilles verkleidet als Frau. Highlight der Ausstellung ist das Bild eines Gypsy-Mädchens, mit Augen wie Mona Lisa.

Wir wollten noch bleiben. Als wir aus dem Museum kamen, erschlugen uns 40°C und wir wollten nur noch weg. Selbst die 6 Waschmaschinen auf dem naheliegenden Stellplatz konnten uns nicht halten.