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Blue Mountains Canyon

Von Brizzie in die Blue Mountains

Der Zyklon Alfred nähert sich bedrohlich Brisbane und die Einwohner empfehlen uns, den Ort der potentiellen Verwüstung doch im Sinne unserer Reise zu verlassen. Also gut, wir flüchten gen Süden. Das Great Barrier Reef ist damit Geschichte und wir finden uns in Graveston wieder. Zunächst muss ich die Anti-Spinnen-Aktion in der Waschanlage reiten, wie oft denn noch, aber alles frisch hier, die Angst vor den bösen giftigen Kreaturen ist noch groß.

Bei einem Gasladen challengen wir die Mitarbeiter, doch unsere Flaschen aufzufüllen. Erst wird protestiert, Anschlüsse passen nicht, Anlage inkompatibel, aber unter Hinweis, dass die Kiwis davon eher unbeeindruckt waren, werden die Flaschen im Eisfach runtergekühlt, unser Adaptersortiment gesichtet und schwupp, sind die Dinger voll. Neue Freunde gefunden, bei Hungry Jacks, der Burger King Depandance in Down Under gestärkt und in Coffs Harbour Bananen als Wegzehrung für die Flucht gen Süden eingekauft. In Blacksmiths südlich von Newcastle ist die dann beendet. Wir buchen uns auf einem Campingplatz ein, kleben endlich den letzten Ländersticker auf den Unimog, erfreuen uns am Kookaburra und montieren den Klimaanlagen-Placebo, den 24V-Lüfter von BCF. Der macht Wind, die Frage ist nur, was bei 30°C+ noch geht. Befürchte nicht viel..

Stimmungsvolles Wetter begleitet uns immer noch, stark bewölkt, die See aufgewühlt, und die Portugiesischen Galeere, eine hochgiftige Quallenart, liegt sterbend im Sand. Immer noch ist ein gewisses Unbehagen da, Panikmache und pure Angst vor giftigen Spinnen, Schlangen, bösen Wassertieren ist allgegenwärtig. Beschließe, an den Flipflops als Standardschuhwerk festzuhalten...

Wenn alles ganz traurig ist, eröffnet sich doch oft am Wegesrand das Kurzweil, das in der Lage ist, die Stimmung zu heben. Diesmal der Hunter Valley Wildlife Park. Ich dachte, der könnte Vorbehalte abbauen, in der Hoffnung, dass hier das ganze Schlangen- und Spinnen-Szenario abgebildet wird. So zur Gewöhnung. Nicht ganz natürlich, der Schwerpunkt liegt mehr auf Pelz, Federn und Schuppen. Aber ist ja wurscht, lenkt ab, Krokodile (Estuarines) gibt es auch und füttern ist explizit gewünscht. Was will der armselige Tourist mehr?

Wir passieren mal wieder einen 1700er-Unimog (inzwischen gähn), und durchfahren Weinanbau-Gebiete und Eukalyptuswälder (über 800 verschiedene Sorten in OZ), mit dem Ziel Blue Mountains. Langsam stellen wir fest, dass die Distanzen fürchterlich sind. Stimmt, fünftgrößtes Land der Erde, muss sich ja irgendwo widerspiegeln. Abends finden wir einen schönen Platz zum Campen und siehe da, der erste Kontakt mit Kängurus, wie schön. Sind ganz aus dem Häuschen, grasen die hübschen Tierchen doch um den Unimog herum auf der Wiese. Hach...

Wir haben Blackheath als erste Anlaufstelle ausgemacht. Unterwegs werden wir mit dem australischen Humor konfrontiert, der stark an den unserer Freunde von den britischen Inseln erinnert. Bemühe mich, dem Duktus gerecht zu werden. In Blackheath ist so ein Verhalten eher alltäglich, stellen wir später am Tag fest. Nett und sympathisch, dieser Ort. Zum Einstieg verschaffen wir uns einen Überblick am Govetts Leap unmittelbar vor Ort.

Die Blue Mountains haben unzählige Aussichtspunkte, die auf verschieden langen Wegen erreichbar sind. Probematisch ist, wenn die Reisegefährtin von der Sydney Trichterspinne über die Redback Spider, den Taipan, Brown Snake und Black Snake (whatever how bellied) alles im Dickicht vermutet, die nur darauf warten, Weltreisende tödlich zu infizieren. Das macht einen ganz kirre und längere Wanderungen wie in Neuseeland werden hier eher zum Nervenspiel. Das Rascheln in den Blättern kommt glücklicherweise von unzähligen Eidechsen, versetzt einen aber immer wieder in Schockstarre. Am Evans Lookout laufen wir eine längere Wanderung und werden für unseren Mut reichlich belohnt.

Schön sind auch der Perrys Lookdown und der Cahills Lookout. Leider sind die Wanderungen runter in die Schlucht wegen Erdrutschen gesperrt. Dann gehen wir eben zum Touristenmagnet, den Three Sisters in Katoomba, drei alleinstehenden Sandsteinfelsen, eben drei Schwestern, die nach verschiedenen Sagen der Aboriginal zu Stein verwandelt wurden (mehr dazu hier). Mangels adäquatem Schuhwerk meinerseits und drückender Hitze verzichten wir auf die Wanderung in die Talsohle.

In Blackheath haben wir auch rein zufällig Bernd und seine Frau getroffen, wie sich herausstellte, ein Ex-Kollege vom E.ON-Projekt in Hannover aus den 2010er-Jahren. Die beiden bereisen Australien in ihrem Landcruiser. Klein ist die Welt.

Es ist Wochenende und die reisewütigen Australier schleppen ihre Wohnwagen in die Berge. Alles ist ausbegebucht und wir fahren einige hundert Meter tiefer in die Ebene und finden zum Glück noch einen Platz am Hawkesbury River nahe Pitt Town. Die Hitze ist fast nicht mehr auszuhalten, unser Ventilator bläst heiße Luft durch den Unimog und ich aktiviere die Außendusche. Die nutzen wir im Viertelstunden-Takt und vegetieren so vor uns hin. Irgendwann parkt dann ein Wohnmobil neben uns, zwei Berater aus Düsseldorf mit ihren zwei Kindern. 'Sorry', rufen sie, 'jetzt habt ihr gelitten' und diese kleinen Ungeheuer schreien und brüllen um uns herum. Hatten trotzdem einen schönen Abend mit witzigen Gesprächen.

Inzwischen sieht man auch häufiger Koalas auf den Eukalyptusbäumen. Und natürlich die Mahnmale anderer Reisender und ihrer Fussballclubs. Immerhin ist der SCF auch mal prominent vertreten. Stimmungsvoll geht es in die heiße Nacht. Bald sind wir in Sydney, hoffentlich wird es da kühler...

Die Blue Mountains heißen übrigens so, weil die ätherischen Öle der Eukalyptus-Bäume bei bestimmter Sonneneinstrahlung einen blauen Schimmer erzeugen. Losgelöst davon lohnt sich der Trip dahin in jedem Fall. Die Landschaft ist toll, die Wanderungen auch, keine tödlichen Tiere gesichtet. Wir fahren jetzt Richtung Sydney. Die Behrendts haben sich angesagt und wir treffen sie in ein paar Tagen dort. Sind gespannt auf die Stadt und froh um ein paar Tage Erholung.