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Unimog im Abendlicht am Iskanderkul

Von Dushanbe nach Taschkent

Bevor wir in Dushanbe losgefahren sind, habe ich noch die Dichtungen für die Kardanwelle bestellt. Die waren inzwischen angekommen und lagen beim Zoll. Ein kleiner Zirkus beginnt, wir waren am Flughafen, Fehlanzeige, suchten DHL in der Stadt - da war eine Großbaustelle und kein DHL - und nachdem ich mit einigen Leuten telefoniert habe, finden wir auch die neue Adresse. Die habe ich gleich bei Google aktualisiert und schon 50 Daumen geerntet. Irgendwann werde ich mit dem Scheiß noch reich :-). Die Freude war groß, nur gab es keine Werkstatt, der man den Einbau zutrauen konnte.

Leider war das GreenhouseHostel voll. So quartierten wir uns mit Manu, Hendrik und Amaru in einem anderen Etablissement ein. Da waren Eier zum Frühstück ein Thema, außerdem Margarine und Brot. So muss sein.

Wieder trennten sich unsere Wege, die drei fahren nach Chudschand (als Alexander-Fans ;-)) und wir wollen zum Iskanderkul. Dorthin, wo der makedonische Eroberer angeblich sein Pferd Bukephalos verlor. Aber das war doch in der Schlacht am Hydaspes?! Fragen über Fragen.

Schöne Tage haben wir hier verbracht, nur getrübt von den unzähligen Stechmücken. Und gebadet habe ich auch noch im See. Zum Abschluss gab es noch ein paar tiefere Pfützen zum Durchpflügen:

Dann war auch für uns die Zeit gekommen, langsam von Tadschikistan Abschied zu nehmen. Einerseits hatten wir nur noch ein paar Tage auf dem Visum, andererseits musste die Kardanwelle abgedichtet und der defekte Bremssattel irgendwann erneuert werden. Das tägliche Nachfüllen der Flüssigkeiten nervt mit der Zeit. Wir haben uns vorgestellt, dass Taschkent vielleicht Möglichkeiten dazu bietet.

Dorthin kommt man über den Gebirgszug im Norden, die Turkestankette. Dahinter liegt Chudschand, die Stadt am Westende des Ferganatals, die mal wieder von Alexander dem Großen 329 BC gegründet worden ist. Die Passstraße ist schon steil und bei der Hitze wird das Kühlwasser ziemlich heiß. Wir fahren also mit Heizung, um Wärme abzuführen und vor dem Tunnel fülle ich nochmal Öl im Differential nach. Inzwischen ist der Verlust exorbitant.

Auf der anderen Seite kommt man in grüne, liebliche Landschaft und die Straße fällt leicht in Richtung Chudschand von knapp 2.500 m auf 340 m ab. Das bedeutet natürlich wieder unerträgliche Hitze. Dort angekommen schauen wir uns das Theater, Museum mit Alexandermosaik, Basar und Mausoleum an, und schlendern in der Dämmerung am Syrdaria entlang. Und wir treffen die 'Wanne' samt Besatzung wieder, auf dem Parkplatz, wo sich alle treffen. Letzte Sehenswürdigkeit ist eine der wenigen erhaltenen Leninstatuen (hieß die Stadt doch früher Leninabad), die aus der Stadt verbannt wurde, aber am Syrdaria ihre Ruhestätte fand. Noch schön mit Hammer und Sichel in rot.

Jetzt wird es Zeit für einen Landeswechsel. Raus aus Tadschikistan ist einfach, die Usbeken sind etwas komplizierter. Erst wird die Karre gekärchert und dann müssen wir uns in die lange Schlange der LKW-Fahrer einreihen. Ich hole Eva aus dem Unimog und ihre Anwesenheit erweicht einen Zöllner, unsere Abfertigung vorgezogen zu bearbeiten. Vier Stunden später rollen wir vom Hof und erreichen bei Dunkelheit Taschkent.

Wir nehmen uns ein Hotel und gehen einen Tag später zu Mercedes. Die schrauben aber nur an PKW herum und verweisen uns an Ulugbeg, der Trucks bearbeitet. Dort angekommen treffen wir einen hilfsbereiten Chef, der aber die Komplexität unterschätzt. In zwei Stunden will er die Dichtung gewechselt haben. Ich leite die Mechaniker mittels Werkstatthandbuch und Internetdoku an und gegen 18:00 Uhr sind Schubrohr und Kardanwelle ab. Eva saß unterdessen im klimatisierten Aufenthaltsraum und wurde mit Kaltgetränken versorgt. Am nächsten Tag dann das Rätselraten, wie Abstandsring und Dichtung montiert werden sollen. Als die Dichtung aus meiner Sicht verkehrt herum eingebaut wird, schwant mir schon Schlimmes. Versuchen kann man's mal, € 85 für einen Tag mit vier Mechanikern sind jetzt nicht die Welt. Mit mulmigen Gefühl rolle ich vom Hof.

Derweil besichtigt Eva die Stadt und irgendwelche Art- und Teppichmuseen. Später stoße ich dazu und wir besichtigen gemeinsam das schöne islamische Zentrum von Taschkent, wobei einige Renovierungen den Gesamteindruck etwas trüben.

Dem Reparatur-Braten ist nicht zu trauen. Wir brechen zur Probefahrt Richtung usbekischem Fergana-Tal auf und wollen erst einmal am Uzunkul-See auf knapp 3.000 m der Hitze entfliehen.

Parallel dazu habe ich den alten Bremssattel von 1990 zu Hause überholen lassen. Lieber nehme ich das Vorkriegsding als noch einmal ein verschlimmbessertes Ersatzteil aus dem Hause ATE. Der wurde inzwischen auf die Reise geschickt und dürfte in ein bis zwei Wochen in Taschkent landen. Wie lange so ein Problem, das eigentlich im Oman gelöst sein sollte, an einem klebt, ist nicht schön. Von den Kosten, der Zeit und den negativen Gedanken ganz zu schweigen. Et hätt no immer joot jejange, sagt der Kölner.