Jetzt gab es kein Halten mehr. Eva musste Vergangenheitsbewältigung betreiben und alles, was sie vor 28 Jahren gesehen hatte, wieder sehen.
Auf dem Weg dahin konnte ich es ihr nachtun. Mutter sagte immer 'Ich bin doch kein Krösus'. Ergo: wir mussten nach Sardes, der Hauptstadt des antiken Königreichs Lydien, letzter König Kroisos. Ihm wurde Reichtum und Freigiebigkeit nachgesagt; dann gab es von den Persern auf den Deckel und das Königreich war Geschichte. So sieht's aus.
Eine schöne Synagoge ist erhalten, eine restauriertes Gymnasion und ein eindrucksvoller Artemis-Tempel. Außerdem einige türkische Einwohner, die mal im Großraum Mannheim gearbeitet haben. Was ein Hallo. Einige Köften und Chajs später quälten wir uns weiter Richtung Pamukkale bei annähernd 40° C. Wir durchquerten endlose Rebenplantagen, die Basis für den leckeren Yeni Raki zu sein scheinen (Haram). Auf einem abgemähten Weizenfeld bei Pamukkale fand die Hitzeschlacht ihr vorläufiges Ende.
Pamukkale über den Nordeingang zu betreten suggeriert, man sei alleine. Nach einer Stunde stellt man dann fest, einfach den 'falschen' Eingang gewählt zu haben. Plötzlich steht man zwischen wohlgeformten Russinnen im Stringtanga, nordkoreanischen Sumoringern und brüllenden Amis. Im Wasser der heiligen Quellen arbeiten Fotografen an der Herkulesaufgabe, die Wohlstandsfiguren maximal sexy auf herumliegenden Säulen in Szene zu setzen. Der Bademeister fischt derweil Unrat aus dem Wasser. Nett anzuschauen, aber auch bissi Overflow. Wichtigstes Werkzeug: der Selfie-Stick. Insta läßt grüßen. Haben's auch versucht, wurde eher lächerlich.
Am Morgen drauf wurde man gegen 4:30 Uhr vom rhytmischen Dröhnen von Gasbrennern geweckt. Die befeuerten für 140 Schleifen pro Kopf die Heißluftballons, in denen die Spassgesellschaft nochmal um die Kalkterassen 'gefahren' wurde. So sagt man ja. Haja.
Wir blieben trotzdem noch etwas, weil es einen Pool an nem Campingplatz gab (Hitze!). Die türkischen Camper brachten uns schwer in Verlegenheit, weil sie immer Tee und Selbstgebackenes vorbeibrachten. Unsere Gegengeschenke waren eher erbärmlich. Dann absolvierten wir das Nerd-Programm, Laodikia, viele gut erhaltene Mosaike, zwei Theater, eine Riesenstadt auf dem Hügel gegenüber Hierapolis (Pamukkale)
Über Aphrodisias (sehenswert, Sarkophage, Stadion, Tempel, Zentrum der Steinmetzerei, schönes Museum) steuertem wir dann dem vorletzten Highlight aus Evas Vorgeschichte entgegen: Ephesus.
Hatten einen lustigen Abend mit ein paar Einheimischen, bevor wir im Run auf Ephesus versanken. Die schön restaurierte Bibliothek, die Hanghäuser, überhaupt die ganze Anlage mit versandetem Hafen zieht viele Menschen an. Wir waren früh da und konnten so die unzähligen Reisebusse umschiffen. Im Gegensatz zu Griechenland waren wir einfach zu spät dran. Auch klimatisch. Hitze.
Wir besuchten noch die Kapelle von Maria auf dem Berg über Ephesus, vom Vatikan unterhalten, viele Pilger und fromme Menschen. Und danach das Museum in der Stadt, das wirklich schön ist.
Dann war Entspannung angesagt, Pamcuk Beach bei Ephesus. Wir stellten uns auf den Strand, weit hinten, wo der Sand tiefer wurde. Der Unimog hatte keine Probleme, aber einigen Einheimischen ließ das keine Ruhe. Sie versuchten es auch, fuhren sich jämmerlich fest (hätten wenigstens mal Luft aus den Reifen lassen können) und ich durfte dann unser Bergegeschirr ausprobieren. Was man alles für andere durch die Gegend fährt. Nächstes Mal verlange ich Kohle...